Full text: Aktive Währungspolitik

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Ernst Krankfurth. 
Mit Nr. 24 der Zeitschrift „Die Geldreform" beschloß ich, die Netze auf 
den Strand zu ziehen. Der selektorksche Köder km Untertitel „Zeitschrift für 
die Herabsetzung des Geldes auf die Rangstufe der Ware und Arbeit" 
hatte die erwünschte Wirkung gehabt. Weder vielerlei, noch viele Abonnenten 
hatte der Fischzug gebracht, dafür umso schwerere. Nur drei Mann, darunter 
Ernst Frankfurth. Ich hatte allen Grund, mit dem Erfolg zufrieden zu sein. 
Man bedenke, was es damals — 1902/Z — bedeutete, mit nur 2 Jahr 
gängen einer Monatsschrift, die in ZOO Exemplaren an die Bankiers, an 
Kaufleute, an die presse, an Hochschullehrer usw. versandt wurde, drei Mann 
für den Kampf um die Herabsetzung des Geldes auf die Rangstufe 
der Waren und der Arbeit zu gewinnen! Wenn ich damals geschrieben 
hätte: „Zeitschrift für die Anbetung der Goldwährung und für die Ver 
götterung der Reichsbank", wären meine Netze voll, zum Bersten voll, aber 
meine drei Abonnenten wären nicht dabei gewesen. 
Ernst Frankfurth schrieb aus Arosa, einem Luftkurort kn der Schweiz. 
Er hatte sofort die ganze Tragweite der in meiner Zeitschrift geforderten 
Umgestaltung des Geldwesens erfaßt und griff gleich tatkräftig mit ein. 
Seine Broschüre „Das arbeitslose Einkommen" war seine erste Arbeit. 
Die Zeitschrift für die Herabsetzung des Geldes hatte aber noch eine 
andere Wirkung gehabt. Ich mußte darauf bedacht sein, mich selbst wieder 
aus die Rangstufe des baren Geldes heraufzusetzen. So reiste ich 1906 nach 
Argentinien zurück, und Ernst Frankfurth, dessen Mittel keine Fortsetzung 
der Kur in Arosa gestatteten, folgte mir 190? auf meine Einladung dahin 
nach. Wir arbeiteten zusammen in meinem Geschäft. Seine hohe Intelligenz 
und umfassende Bildung, die er nach seiner Aussage sich weniger auf der 
Universität als aus dem Liegestuhl in Arosa verschafft hatte, ermöglichten 
ihm, sich die zur Führung eines Unternehmens nötigen Sprach- und Fach- 
kenntnisse kn erstaunlich kurzer Zeit anzueignen, sodaß er sich bereits ein 
Jahr später in Montevideo selbständig machen konnte. Obschon er unter 
seinen Leidensgenossen in Arosa als der Hoffnungsloseste galt, hat er sie
	        
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