Währungslechnksche Vorschläge für die Sicherung der Währung.
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3. Geld durch Ankauf von Rcichsschuldcntiteln in unbeschränkter Menge
auszugeben und umkehrt durch Verkauf von Reichsschuldentiteln (wozu ihm
das Emissionsrecht für solche Titel erteilt wird) Geld in unbeschränkter Menge
einzuziehen und zu vernichten.
Von dem Augenblick an, wo wir das Reichsgeldamt mit der Aufgabe
betrauen, den Geldumlauf mit Hilfe solcher weitgehenden Vollmachten dem
Stand der Warenpreise anzupassen, gewinnt die Frage: Wie das Geldamt
die Warcnpreisschwankungen ermitteln soll, ganz außerordentliche Bedeutung,-
und es wird notig, um das Gewarnt vor dem Vorwurf der Parteilichkeit zu
schützen, die Methode, wonach die Preisschwankungen ermittelt werden sollen,
haarscharf vorzuzeichnen. Je größer die Gewalt des Geldamtes in Bezug
auf die Mittel sein soll, womit es den Geldeinzug und die Geldausgabe
bewirkt, um so weniger Wahl darf man ihm lassen in Bezug auf die Me
thode, nach welcher die Warcnpreisschwankungen zu ermitteln sind. Hier muß
jede Willkür ausgeschaltet, alles muß klar, durchsichtig und genau sein. Man
bedenke, daß jeder Unterschied im Preise des Geldes einen gleich großen
Unterschied im Soll und Haben der Gläubiger und Schuldner erzeugt, daß
eine Preisdifferenz von wenigen Prozenten Vermögensverschiebungen von
vielen Milliarden bedeutet zu Gunsten der Gläubiger, wenn die Preise fallen,
zu Gunsten der Schuldner, wenn die Preise steigen. Man bedenke, daß die
Gläubiger immer im Glauben sein werden, daß die Preise zu hoch sind, daß
die Schuldner umgekehrt behaupten werden, daß die Preise zu niedrig sind —
falls man beiden nicht beweisen kann, daß sie sich irren.
Die Methode der sogen, „Index numbers“, die der ‘Economist" in London ver
öffentlicht, und die darauf beruht, daß die Preise einer größeren Anzahl
Stapelartikel (Ernte und Bergbauprodukte und sonstige Rohstoffe) nach den
Börsennotierungen aufgezeichnet und nach ihrer Bedeutung klassifiziert werden,
ist bekannt und hat vieles für sich, besonders die Einfachheit.
Aber wo es sich um Gelb handelt, um die Beziehungen der Gläubiger
zu ihren Schuldnern, da kommt es nicht aus die Einfachheit, sondern auf
die Genauigkeit an. Haarscharf, aus den Pfennig genau muß den Gläubigern
und Schuldnern der Nachweis erbracht werden, daß man im Deutschen Reich
für 1000 Mark am 1. Juli genau ebenso viel Ware kaufen kann wie am
1. Januar, daß man km Jahre 1959 für die im Jahre 1909 kontrahierte
Hypothekenschuld genau soviel Ware (nicht zu verwechseln mit Arbeit) zu ihrer
Tilgung wird hergeben müssen, wie man selbst mit dem Geld km Jahre 1909
erstanden hat. Wir müssen den Beweis der Währung unseres Geldes so klar
zu führen wissen, daß wir alle die, die noch behaupten werden, sie wären
durch die Nichtwährung des Geldes benachteiligt, bestohlen worden, wegen
Versuch der Verächtlichmachung staatlicher Einrichtungen anklagen und ver
urteilen, oder besser auslachen können. Die Währung soll über allen Zweifel
erhaben, der Kritik enthoben sein.
Um dieses zu erreichen, bedarf es einer genaueren Methode, als der der
„Index nurnbers" des ,Economist".