II.
Der Schutzzoll muß sich auf alle Produkle der Landwirtschaft
erstrecken.
Allgemein wird zugegeben, daß die Viehzucht, und die Vieh⸗
produtte besonders geschüht werden sollen. Ganz besonders emp⸗
fiehlt dies auch Prof. Aerebode. Niemand, vor allem nicht die
Landwirtschaft, wird dagegen etwas einzuwenden haben. Bedeu⸗
let doch der Wert des Viehes nicht nur einen hohen Wertanteil
der Landwirischaft an sich, sondern stellt mehr als die Hälfte der
jährlich von der Landwirtschaft in den Verkehr gebrachten Werte
dar. 5106 Milliarden Mark Produkte der Viehwirtschaft: 9
bis 10 Milliarden Gesamtwert. Wie aber der Schutz der nalio-
nalen Wirtschaft im ganzen nicht zerrissen werden darf, so darf
auch nicht der Schutz innerhalb der Landwirtschaft irgendwelchen
Schaden erleiden. Der bäuerliche Besitz, d. h. der kleinere Besitz,
ist wertmäßig an der Brotgetreideversorgung des deutschen Vol⸗
kes doppelt so hoch als der große Besitz interessiert. Es ist also
wiederum vorsaͤtzlich irreführend, wenn der Schutz der Getreide-
produttion als ein ausschließlicher Schutz des größeren Betriebes
hingestellt wird, wie es heute beliebt ist. Dazu aber kommt, daß
das Broi letzten Endes immer die Grundlage der Existenz eines
Volkes war und bleiben wird. Zudem bedingt ein guter Ge⸗
treidebau hohe landwirtschaftliche Kultur und damit auch die
Sicherung des Futterbaues für das Vieh. Es darf nur nach
voliswirijchafllichen Grundsähhen abgewogen werden. Dabei ist
zu berücksichtigen, daß Deutschland heute nicht nur durch eine mög⸗
liche Blockade gefährdet ist, sondern daß bei der verzweifelten
wirtschaftlichen Lage Deutschlands sich die Währungsfrage als
Blocade duswirken kann. Deutschland muß sich darüber klar
sein, daß es heute so arm ist, wie es einst reich war. Bei voller
Anerkennung der Notwendigkeit des Exportes von Industrie⸗
waren bleib auch dies ein frommer Wunsch. Die Welt ist, wie
schon vorn ausgeführt, industriealisiert und nur zu einem Bruch—
teil Abnehmer deutscher Ware, ganz abgesehen von den politischen
Molsben die andere Länder gegen Deutschland beeinflufssen.
Ein einseitiger Schutz der deutschen Viehwirtschaft, würde
aber gerade demjenigen, dem der Schutz Hilfe bringen soll, näm⸗
— des großen Be—⸗
sißers bringen, der dann seine Wirtschaft endguͤltig und einseitig
auf die Viehwirtschaft zuschneiden würde. Gerade die glückliche
Besitzverleilung in Deutschland hat die hohe Intensitätsstuse un⸗
serer Landwirlschaft, die glückliche Berteilung zwischen Produkten
don Ackerbau und Viehzucht ermöglicht. Bei stärkerer Vieh⸗
— DD seinen Viehüber⸗
fluß haben. Das deutsche Volk hat sogar im letzten Jahr für
Milliarde Fette und Fettkäse — und für mehr als 24 Milliarde
Suͤdfrüchte eingeführt. So hart es auch ist — wir werden uns
den Luxus der Einfuhr solcher nicht lebensnotwendigen, aber be—
sonders hoch veredeller Produkte sehr bald nicht mehr leisten
fönnen!Alsdann müßten solche kostspieligen Veredelungspro—
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