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Zur Zollfrage.
Von Freiherrnvon Richthofen-Boquslawitz, M. d. R.
Die Zollfrage beschäftigt seit längerer Zeit die HÖffentlichkeit
und die Parlamente. über das grundsätzliche Für und Wider
der Frage — Schutzzoll oder Freihandel — ist genügend dis—
kutiert worden.
Zalsächlich hat Deutschland die Zollfrage längst in posi—
tivem Sinn entschieden, als das dämalige Kabinett
durch Gesetzgebung am 5. April und 5. August 1922
die Vorkriegszöllenll. Tarif von 19072, mit Ausnahme
der Hauptpositionen der Landwirtschaft, wieder ein—
schallete.
Die offentlichkeit erfuhr von diesen Vorgängen sehr wenig. Des—
halb erscheint heute Vielen die Zollfrage als eiwas Reues! Ob
jener Beschluß Finanzzölle oder Schutzzölle zeitigen sollte, ist für
die Wirtschaft selbst — den Verbraucher — belanglos! Es ist
dem Verbraucher irgend einer Ware vollkommen gleichgültig,
ob eine Verteuerung durch Finanzzölle, Ausgleichszölle oder
Schutzzölle bewirkt wird. Die Zölle werden zudem nicht etwa
nur von Luxusartikeln erhoben, wie es heute hingestellt wird.
Zudem, aber ist die Frage vom Ausland so enischieden, so daß
Deutschland gar keine Wahl bleibtl, ob es Freihandels⸗ oder
Schutzzolland sein will. Bas Ausland ist zum Hochschutzzoll⸗
fystem, teilweise sogar zu Prohibilivzöllen übergegangen.die—
jenigen Länder, die heuͤte noch sog. bedingte Freihandelsländer
sind, planen ebenfalls von diesem System abzugehen, weil auch
sie auf die Hochschutzzollpolitik der großen Länder gar keinen
Einfluß haben. Will ein Land nicht zum Abladeplatz der über—
flüssigen Güter der Welt werden, so muß es sich schützen. Je
stärker der Abschluß anderer Länder durch Schutzzoilmauern ift,
desto höher müssen die eigenen Schutzzollmauern errichtet wer—
den, um dadurch der eigenen Wirtschaft denselben Schutz zu—
kommen zu lassen. Nur so kann prohibitiven Schutzzöllen noch
am ehesten begegnet werden. In Berücksichtigung muß bei a
dem gezogen werden, daß zum Niederlegen der Schutzzollmauern
anderer eigene Macht gehört, die wir — leider — nicht besitzen
Daß heute Deutschland, mit den ungeheuren Abgaben beiastet,
teurer produziert als andere Länder, bedarf keiner weiteren Be—
gründung — zurzgeit beträgt diese Vorbelaftung 238 Prozent —.
So ist es vollkommen müßig, über die Theorie zu streiten, ob
Freihandel oder Schutzzoll, so interessant dies auch sein nmag.
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