gepresst. Es gibt hier wie dort kaum noch das Aufatmen zwischen
den gleichartigen, sich ständig wiederholenden Teilbearbeitungen
der Einzelstücke. In der Herrenkleider- und Damenmäntel-
konfektion herrscht weitgehende Teilarbeit.
So ist in der deutschen und in der amerikanischen Bekleidungs-
industrie das Tempo, was die physische und die geistige An-
Spannung betrifft, schärfer als z.B.am Zusammensetzband (Montage-
Konveyor) in den Fordschen Automobilfabriken!
Nochmals sei betont, dass das Tempo in der deutschen Kon-
fektion nicht geringer ist als in den gleichen Betrieben der Ver-
einigten Staaten, die Intensität der Arbeit hat auch bei uns in
Deutschland in der Bekleidungsindustrie etwa die maximale Höhe
erreicht, die nicht mehr gesteigert werden kann.
Seine letzte Ursache hat diese physisch grösste Intensität in der
Bekleidungsindustrie, und da im besonderen in der Konfektion, nicht
nur darin, dass es sich hier um ruckweise beschäftigte Betriebe,
um Saisonarbeit, handelt, die dem Bekleidungsarbeiter und der
-arbeiterin in der toten Zeit einige — allerdings unbezahlte — Ge-
legenheit lässt, körperlich und geistig für die nächste Saisonhetze
wieder zurechtzufinden. Die entscheidende Ursache dieses quanti-
tativen Maximaltempos ist wohl, dass die Schneiderei bisher über
die Nähmaschine technisch nicht wesentlich hinausgekommen ist.
Das Tempo der Nähmaschine hat sich durch die Verwendung des
Elektromotors zwar beschleunigen lassen, aber an der Tatsache,
dass immer nur ein Stück Stoff genäht werden kann, und dass die
Führung des Materials durch den Menschen erfolgen muss, daran
ist die technische Entwicklung in der Schneiderei noch nicht vorbei-
gekommen. Die qualifizierte Steigerung des Produktionseffektes —
auf die weiter unten noch genauer eingegangen wird — hat sich
deswegen in der Konfektionsschneiderei bisher im wesentlichen als
unmöglich erwiesen. Daher finden wir in der Konfektion alle
Elemente der quantitativen Leistungssteigerung besonders aus-
geprägt: Arbeitsteilung (Zerlegung der Herstellung eines Herren-
Jackets in 64 Einzelarbeiten), Arbeitshäufung (Multiplizierung des
Zuschneidens durch Schichtung der Stoffbahnen). Technisierung
der Nebenarbeiten (Knopflochmaschine, Bügelpressen, Zuschneide-
maschine). Diese Entwicklung der Nebenarbeitsmethoden hat das
Prinzip und die Methode der Konfektionsschneiderei in ihrem
inneren Wesen nicht anzugreifen vermocht, so dass aus anderen
Quellen als der physischen Anspannung des Beschäftigten hier eine
Produktionssteigerung bisher nicht möglich wurde. Deswegen ist
das Arbeitstempo in der amerikanischen als auch in der deutschen
Konfektionsschneiderei, unter dem Gesichtspunkt der physischen
Intensität betrachtet, ganz ausserordentlich hoch. Ein allerdings
wesentlicher Unterschied zwischen Deutschland und Amerika be-
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