Full text: Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Kanada im Jahre 1912 von Rechtsanw. Dr. [Hans] Hammann

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Vertretungen in Kanada gehabt, und das Wachsen der amerika 
nischen Einfuhr dürfte sicherlich zu einem ganz erheblichen Teil 
auf die Tätigkeit dieses starken Konsularagentenwesens zurückzu 
führen sein. Das erkannte man bereits vor einer Reihe von 
Jahren in England und ließ einen ziemlich gründlichen Wechsel in 
seiner konsularischen Vertretung eintreten. Seitens des Aus 
wärtigen Amtes in London wurde der bekannte Kommissar Griaq 
mit einem Stabe von Beamten nach Kanada gesandt, lediglich zu 
dem Zweck, den Markt zu studieren und der heimischen Industrie 
Fingerzeige zu geben. In der Tat gehören auch die Berichte, 
welche Grigg alljährlich nach England gesandt hat, zu dem wert 
vollsten Material, was überhaupt in den letzten Jahren über die 
kanadische Volkswirtschaft veröffentlicht worden ist. Interessant 
ist, daß dieser Herr vor einiger Zeit in die Dienste der kanadischen 
Regierung getreten ist und mit der Reorganisation der handels 
politischen Vertretung von Kanada im Auslande beauftragt 
worden ist. 
Vergegenwärtigt man sich demgegenüber unsere geringfügige 
konsularische und handelspolitische Vertretung in Kanada, so dürfte 
ohne weiteres klar fein, daß in dieser Hinsicht seitens der Reichs 
regierung in den letzten Jahren mancherlei verabsäumt worden ist, 
daß viel geschehen muß, und daß die Errichtung eines neuen Be 
rufskonsulates hier doch nur in ganz geringfügigem Maße Wandel 
schaffen kann. Aber alle Einrichtungen der Regierung sind doch 
in gewissem Sinne nur anregender Natur; sie können nicht viel 
mehr bieten, als dem Handel Fingerzeige für den Absatz zu geben. 
Dann aber erfolgt die Bearbeitung des kanadischen Marktes 
durch die Fabrikanten und Exporteure in nicht gerade sehr zweck 
mäßiger Weise. Ein großer Teil der Fabrikanten glaubt, daß 
durch die Hinaussendung von Katalogen oder durch Übertragung 
von Vertretung an einen in Kanada ansässigen Agenten genug 
geschehen sei, und daß nun ohne weiteres die Aufträge kommen 
müßten. Dabei wird in erster Linie vergessen, daß der Versuch, 
durch Kataloge mit den kanadischen Konsumenten in Verbindung 
zu treten, meistens verfehlt ist. Auf derartige Drucksachen, die 
ihm vom Ausland zugesandt werden, gibt der kanadische Kon 
sument deshalb nichts, weil er nicht in der Lage ist, die Ware vor 
her zu besichtigen oder mit einem Vertreter über seine speziellen 
Wünsche, über die Art der Ausführung, über die Preise usw. zu 
sprechen. Deshalb erhalten fast durchweg diejenigen Firmen den 
Vorzug, die in Kanada selbst vertreten sind. Nun aber ist der
	        
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