Full text: Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Kanada im Jahre 1912 von Rechtsanw. Dr. [Hans] Hammann

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Wunsch, mit Kanada zu arbeiten, in der letzten Zeit in einem sehr 
großen Teil der deutschen Industrie und des deutschen Handels 
erwacht, und zweifellos sind große Anstrengungen gemacht worden, 
diesen Wunsch in die Wirklichkeit zu übertragen. In erster Linie 
wandte man sich an die deutschen Konsulate mit der Bitte, ge 
eignete Vertreter für diesen oder jenen Artikel ausfindig zu 
machen. In einigen Fällen mag dieser Weg zum Ziele geführt 
haben, aber in der weit überwiegenden Zahl dürfte nicht das ge 
ringste ausgerichtet worden sein. Infolge der Beschäftigung mit 
anderen Sachen sind trotz des besten Willens die Konsulate gar 
nicht in der Lage, die eingehenden Anfragen wirklich detailliert 
zu behandeln, und Nachforschungen zu veranstalten, ob dieser oder 
jener Artikel für die Firma, welche auf der Konsulatsliste steht, 
auch tatsächlich geeignet ist. Es werden dem Anfragenden eine 
Reihe von Firmen, welche vielleicht in Betracht kommen könnten, 
genannt; dann setzt ein Briefwechsel zwischen dem Fabrikanten 
und den genannten Firmen ein, und nach mehreren Monaten stellt 
es sich heraus, daß die betreffenden Agenten gar nicht in der Lage 
find, die Vertretung zu übernehmen, und der Fabrikant gibt, weil 
er keinen anderen Weg sieht, einfach feine Absicht, mit Kanada in 
Geschäftsverbindung zu treten, auf. 
Diesem Übelstande abzuhelfen, war mit eine der Hauptauf 
gaben des Deutsch-Kanadischen Wirtschaftsvereins, und es sind ge 
rade im letzten Jahre in dieser Hinsicht überraschende Erfolge er 
zielt worden. 
Die deutsche Ware ist in Kanada aus mancherlei Gründen in 
der letzten Zeit etwas zurückgedrängt worden. Es erfordert daher 
große Opfer an Zeit und Geld, das Verlorene wieder einzuholen. 
Dieses kann seitens des einzelnen vielleicht durch intensive Tätig 
keit und genaues Studium des Marktes erreicht werden. Für die 
Allgemeinheit aber kann eine Belebung des deutschen Exportes 
nur dann stattfinden, wenn sich die am Handel interessierten 
Firmen in größerem Maße als bisher zusammenschließen, um auf 
diese Weise ihre Forderungen nach einer besseren Vertretung in 
Kanada und vor allen Dingen nach endgültiger Regelung des 
Zollverhältnisses nachdrücklich zu verlangen. Denn solange die 
deutsche Industrie nicht mit einem langfristigen Handelsvertrags 
rechnen kann, und solange sie den anderen europäischen Ländern 
gegenüber in zollpolitischer Hinsicht benachteiligt ist, dürfte eine 
Änderung des heute unbefriedigenden Zustandes kaum eintreten 
und dieses wichtige Absatzgebiet weiter verschlossen bleiben.
	        
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