Full text: Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Kanada im Jahre 1912 von Rechtsanw. Dr. [Hans] Hammann

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Bis vor wenigen Jahren wurde die Einfuhr von Maschinen im 
wesentlichen von diesen beiden Ländern gedeckt, und es war in 
sofern eine gewisse Trennung zu bemerken, als England in erster 
Linie die schweren Erzeugnisse lieferte, namentlich solche, für die 
besondere Konstruktionen erforderlich waren, wärend die ameri- 
nische Industrie fast universell den Markt mit gewöhnlichen Ge 
brauchsmaschinen beherrschte. Es ist vielleicht nicht unrichtig, hier 
für im wesentlichen geographische Gründe verantwortlich zu 
machen. Die gewöhnlichen Gebrauchsmaschinen werden von dem 
Fabrikanten erst dann bestellt, wenn der Bedarf eingetreten ist, und 
naturgemäß wird dann in erster Linie diejenige Industrie berück 
sichtigt, die in der Lage ist, in der kürzesten Zeit die Sachen liefern 
zu können. Da nun einmal die Vereinigten Staaten dank ihrer 
geographischen Lage an sich schon vor ihren europäischen Konkur 
renten im Vorsprung sind und weiterhin die maßgebenden 
größeren Firmen in allen größeren kanadischen Plätzen Lager 
und Reparaturwerkstätten unterhalten, so fallen derartige Auf 
träge in erster Linie der amerikanischen Industrie zu. 
Anders dagegen lag es bei schweren Maschinen, welche von 
Fall zu Fall berechnet werden mußten. 
Hier stand England in einem durchaus günstigen Wettbewerb 
mit den Staaten, der auch durch den Vorzugszoll erheblich unter 
stützt wurde, weil bei solchen Maschinen eine Zolldifferenz von 10 
bis 15 pCt. eine nicht unerhebliche Rolle spielt. 
In den letzten Jahren ist aber gerade bei der Lieferung der 
artiger Maschinen Deutschland ein ziemlich gefährlicher Konkurrent 
der englischen Industrie geworden. Es haben sich eine ganze 
Reihe deutscher Ingenieure in Kanada niedergelassen, die eifrig 
bemüht sind, Aufträge für die heimische Industrie zu erhalten. 
Wenn vielleicht auch die Erfolge nicht ganz den Erwartungen der 
Fabriken und namentlich der drüben ansässigen Agenten ent 
sprochen haben, so mag dies einmal daran gelegen haben, daß das 
Jahr 1912 für den deutschen Werkzeugmaschinenbau ein außer 
ordentlich günstiges war. Die Fabriken waren auf Monate 
hinaus voll beschäftigt und mußten für neue Projekte stets eine 
außerordentlich lange Lieferzeit in Anspruch nehmen. Auch war 
immer noch ein gewisses Vorurteil gegen deutsche Maschinen in 
Kanada zu bemerken, in sehr vielen Fällen wurde das amerika 
nische oder englische Erzeugnis der deutschen Maschine vorgezogen, 
wenn auch konstatiert werden muß, daß hierin entschieden eine 
Wendung zum besseren eingetreten war. Namentlich zeigte sich
	        
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