Full text: Das deutsch-französische Wirtschaftsproblem

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Bahnhof oder im Hafen empfangen haben, verarbeiten wir 
ihn in streng systematischer Reihenfolge; es ist ähnlich, wie 
mit jener sagenhaften amerikanischen Maschine, die ein lebendes 
Kaninchen verschlingt und es in einen Hut verwandelt. Auch 
aus den Abfällen ziehen wir noch Nutzen." 
„Halt", warf ich ein, „Sie haben aber auch mehr und 
darum billigere Arbeitskräfte als wir. In Frankreich reißen 
sich immer zwei Arbeitgeber um einen Arbeiter". 
„Das ist noch die Frage", erwiderte Herr Bergrat Zoerner, 
„und darüber werden Sie sich wohl noch mehr als einmal 
auf Ihrer Reise unterhalten können. Uns fehlen oft geschickte 
Arbeiter, und auch wir müssen sie teuer bezahlen. Bedenken 
Sie, daß wir hier fast gar keine Wanderer haben, daß also 
wohl die Höhe der Löhne den Arbeiter bei uns festhält. 
Unser Verdienst hat jedoch eine andere Ursache; wir stellen 
praktische Gegenstände her, passen sie den Bedürfnissen der 
Kundschaft an und verfeinern sie nicht unnötigerweise weiter. 
Was Sie „fignolage“ nennen, übersetzen wir mit Über 
flüssig'." 
Herr Zoerner zeigte mir darauf eine Stahlplatte, die von 
einer französischen Firma zurückgewiesen worden war und in 
der Tat beim Anfassen rauh erschien. „So wie sie da ist", 
sagte er, „ist sie genau so gebrauchsfertig und solide wie eine 
polierte Platte; alles, was wir daran noch machen könnten, 
ist überflüssige und verlorene Arbeit. Ihre Großindustriellen 
machen viel zu viel solche Iberarbeit'." Diese Äußerungen, 
die mir in Berlin von Herrn Conrad von Borsig, dem ersten 
Lokomotivenbauer Deutschlands, bestätigt wurden, gebe ich 
wieder, damit sie Beachtung finden. 
Was nun die Löhne betrifft, so kann ich aus meiner 
eigenen Kenntnis der französischen Industrie erwidern, daß
	        
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