18
suchen die Fortbildungs- und Gewerbeschulen in ihrem Buch
führungsunterricht zu steuern, die Interessenvertretungen wie
Handwerks- und Gewerbekammern durch Veranstaltung von Buch-
führungskursen. Besondere Anstrengungen, Kontrolleinrichtungen
durchzuführen, macht die Landwirtschaft; hier ist besonders die
Erkenntnis durchgedrungen, daß rationelles Wirtschaften nur an
Hand eines Verrechnungssystems möglich ist. So fördern denn
die Landwirtschaftskammern und sonstigen Interessenvertretungen
diese Bestrebungen durch Abhalten von Unterrichtskursen in den
einzelnen Vereinen, richten Verkaufsstellen von Büchern ein, über
nehmen die Buchführung und Revision von einzelnen Betrieben
in sogen. Buch- oder Buchordnungsstellen usw. Über die Tätigkeit
und Erfolge dieser letzteren Einrichtungen berichte ich später
ausführlich.
Bei unseren kommerziellen Großbetrieben hat sich die Über
zeugung vom inneren Werte der Kontrolle — für sie kommt in
der Hauptsache die Revision in Betracht — bei weitem nicht in
dem Maße durchgerungen, als man nach den Beispielen, die
Amerika und England geben, annehmen sollte.
Über diese traurige Tatsache sollten wir uns auch nicht durch
den Umstand hinwegtäuschen lassen, daß eine große Anzahl Be
triebe ihr Rechnungswerk durch außenstehende Revisoren kon
trollieren läßt; sehr oft erfolgt die Revision aus folgenden Gründen:
entweder soll die Unterschrift einer Treuhandgesellschaft oder
eines beeidigten Bücherrevisors als Beruhigungspille für die Gläu
biger dienen oder die interessierte Bank steht mit ihrem Zwang
hinter der Revision. „Freiwillige" Revisionen sind — wie der
Verfasser auch aus seiner praktischen Tätigkeit als Revisor weiß
— nur selten, und in diesem Falle ist meistens der Unternehmer
erst durch Schaden zur Kontrolle bekehrt worden.
Tag für Tag lesen wir von Veruntreuungen, und viele
Millionen sind dem Volksvermögen schon auf diese Weise verloren
gegangen. Betrachten wir alle diese Fälle in ihren Ursachen, so
stoßen wir meistenteils auf einen Mangel oder Versagen der
Kontrolle.
Erst in jüngster Zeit hat die Filiale der „Danziger Privat-
Aktien-Bank" in Lauenburg ft einen Verlust von ca. 400006 Mk.
erlitten als Differenz aus Effektengeschäften, die zwei Beamte
für eigene Rechnung in Höhe von nominal ca. 5 Mill. Mk.,
die einen effektiven Wert von ca. 10 Mill. Mk. darstellten,
eingegangen waren. Wenn man die Höhe dieser Beträge ansieht,
so muß man zu dem Schluffe kommen, daß die Kontrolle in
ft Mitteilung des Berliner Tagebl. in Nr. 263 v. 27. 6.1913.