Full text: Der Ansturm gegen den Achtstundentag

28 
Hören wir Hillmann weiter: 
.. < "®*, n .„ 1 P e ^ erer ® run ^ für ein Sinken der Flaschenpreise wäre 
die Verbilligung der Erzeugungskosten durch die technischen Neu 
erungen gewesen. Wie im zweiten Abschnitt über Arbeil nach- 
gewiesen ist, sinken die Kosten der Erzeugungsmittel auf 88 bzw. 
80 Proz. gegenüber der Anfangshöhe bei den neuen Betriebsarten. 
In ren Flaschenpreisen kam aber nur das Steigen der Kosten der 
Erzeugungsmittel bei der ursprünglichen Betriebsart zum Aus 
druck. Die Abweichung von der Regel ist für den Flaschenoerband 
möglich gewesen durch seinen Monopolcharakter. Er sonnte m 
gewissen Grenzen willkürlich seine Preise festsetzen, ohne befürchten 
Zu müssen, dadurch seine Kunden an Konkurrenten zu verlieren. 
Inländischen wirklich starken Wettbewerb gab es nicht, und der 
ausländische wurde durch die auf teeren Flaschen liegenden Zölle 
fem gehalten. Der Zoll betrug für leere Flaschen 3,50 Mk. aus 
^»0 Kilogramm Flaschenglas. Bei einem Durchschnittspreis von 
12 Mk. ,e 100 Kilogramm machte der Zoll fast 30 Proz. des in 
Deutschland bezahlten Preises aus. Es ist verständlich, daß dadurch 
der außerdeutsche Wettbewerb fast vollkommen verhindert wurde, 
selbst bei erheblich geringeren Erzeugungskosten des Auslandes. 
Die Einfuhr an Grünglas, darunter fallen in den Veröffentlichun- 
gen des Statistischen Amtes hauptsächlich die Flaschen, blieb daher 
IN den Jahren 1900 bis 1914 erheblich hinter der deutschen Flaschen- 
ausfuhr zurück. Die Einfuhr betrug durchschnittlich 1 Proz. der 
Ausfuhr. — Der Flaschenverband mußte die Preise so hoch setzen, 
daß auch die Hütten mit den höchsten Gestehungskosten noch verlust- 
los arbeiteten. Da durch die Festsetzung der Erzeugungszahlen 
allem das Angebot nicht in das dem Flaschenverband wünschens 
werte Verhältnis zur Nachfrage gebracht wurde, mußte das Kartell 
außerdem zum Mittel der Mindestpreisfestsetzung greifen, wenn 
es die Preise auf genügender Höhe halten wollte. — Da die 
Arbeitslöhne, die Preise für Gemenge, Brennstoffe und für In 
standhaltung der ganzen Werkanlagen seit 1904 dauernd gestiegen 
ll.' mußte auch der Berband die Flaschenpreise immer mehr in 
die Höhe setzen. Er mußte damit rechnen, daß jede Hütte ihre 
anfängliche Erzeugungstechnik beibehielt, da die kleinen Hütten 
es taten und, wie wir im vorigen Paragraphen gesehen haben, 
dies tun mußten. Auf diese war immer Rücksicht zu nehmen. Die 
im Verbände maßgebenden großen Firmen taten es nicht aus 
reiner Menschenliebe, sondern waren dazu aus den im § 9 dar 
gelegten Gründen gezwungen. — An der steten Verteuerung der 
flaschen ist also weniger die Gewinnsucht der großen Betrieb« 
schuld als ihre Rücksichtnahme auf kleine Hütten, die für grosse 
Verbesserungen nicht kapitalkräftig genug waren oder deren Be- 
t«'ligungszahl am Flaschenverband nicht groß genug für solche 
Maßnahmen war. Ohne dieses Richten nach den veralteten Be 
trieben wäre eine Preissenkung infolge der technischen Neuerungen 
möglich gewesen, an Stelle der jetzt erfolgten Preiserhöhung. Die 
großen Hütten konnten sich diese Rücksichtnahme um so eher er 
lauben, da sie dadurch ein« gesteigerte Differenzialrente gegenüber 
den kleinen teuren Betrieben erhielten. — Hätte sich die freie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.