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Hören wir Hillmann weiter:
.. < "®*, n .„ 1 P e ^ erer ® run ^ für ein Sinken der Flaschenpreise wäre
die Verbilligung der Erzeugungskosten durch die technischen Neu
erungen gewesen. Wie im zweiten Abschnitt über Arbeil nach-
gewiesen ist, sinken die Kosten der Erzeugungsmittel auf 88 bzw.
80 Proz. gegenüber der Anfangshöhe bei den neuen Betriebsarten.
In ren Flaschenpreisen kam aber nur das Steigen der Kosten der
Erzeugungsmittel bei der ursprünglichen Betriebsart zum Aus
druck. Die Abweichung von der Regel ist für den Flaschenoerband
möglich gewesen durch seinen Monopolcharakter. Er sonnte m
gewissen Grenzen willkürlich seine Preise festsetzen, ohne befürchten
Zu müssen, dadurch seine Kunden an Konkurrenten zu verlieren.
Inländischen wirklich starken Wettbewerb gab es nicht, und der
ausländische wurde durch die auf teeren Flaschen liegenden Zölle
fem gehalten. Der Zoll betrug für leere Flaschen 3,50 Mk. aus
^»0 Kilogramm Flaschenglas. Bei einem Durchschnittspreis von
12 Mk. ,e 100 Kilogramm machte der Zoll fast 30 Proz. des in
Deutschland bezahlten Preises aus. Es ist verständlich, daß dadurch
der außerdeutsche Wettbewerb fast vollkommen verhindert wurde,
selbst bei erheblich geringeren Erzeugungskosten des Auslandes.
Die Einfuhr an Grünglas, darunter fallen in den Veröffentlichun-
gen des Statistischen Amtes hauptsächlich die Flaschen, blieb daher
IN den Jahren 1900 bis 1914 erheblich hinter der deutschen Flaschen-
ausfuhr zurück. Die Einfuhr betrug durchschnittlich 1 Proz. der
Ausfuhr. — Der Flaschenverband mußte die Preise so hoch setzen,
daß auch die Hütten mit den höchsten Gestehungskosten noch verlust-
los arbeiteten. Da durch die Festsetzung der Erzeugungszahlen
allem das Angebot nicht in das dem Flaschenverband wünschens
werte Verhältnis zur Nachfrage gebracht wurde, mußte das Kartell
außerdem zum Mittel der Mindestpreisfestsetzung greifen, wenn
es die Preise auf genügender Höhe halten wollte. — Da die
Arbeitslöhne, die Preise für Gemenge, Brennstoffe und für In
standhaltung der ganzen Werkanlagen seit 1904 dauernd gestiegen
ll.' mußte auch der Berband die Flaschenpreise immer mehr in
die Höhe setzen. Er mußte damit rechnen, daß jede Hütte ihre
anfängliche Erzeugungstechnik beibehielt, da die kleinen Hütten
es taten und, wie wir im vorigen Paragraphen gesehen haben,
dies tun mußten. Auf diese war immer Rücksicht zu nehmen. Die
im Verbände maßgebenden großen Firmen taten es nicht aus
reiner Menschenliebe, sondern waren dazu aus den im § 9 dar
gelegten Gründen gezwungen. — An der steten Verteuerung der
flaschen ist also weniger die Gewinnsucht der großen Betrieb«
schuld als ihre Rücksichtnahme auf kleine Hütten, die für grosse
Verbesserungen nicht kapitalkräftig genug waren oder deren Be-
t«'ligungszahl am Flaschenverband nicht groß genug für solche
Maßnahmen war. Ohne dieses Richten nach den veralteten Be
trieben wäre eine Preissenkung infolge der technischen Neuerungen
möglich gewesen, an Stelle der jetzt erfolgten Preiserhöhung. Die
großen Hütten konnten sich diese Rücksichtnahme um so eher er
lauben, da sie dadurch ein« gesteigerte Differenzialrente gegenüber
den kleinen teuren Betrieben erhielten. — Hätte sich die freie