Full text: Der Ansturm gegen den Achtstundentag

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Arbeitszeit der gemeinsamen Vereinbarung durch die Gewerk 
schaften und die Arbeitgeber überlassen ist. Da werden me 
nötigen Mehrleistungen durch Ueberzeitarbeiten beschafft, 
aanz so, wie dies nach der Aussage des Dr. Boschs) tn dessen 
Betriebe geschieht, und vorübergehend kann ja durch 
Verlängerung der Arbeitszeit eine Mehrleistung erzielt 
werden. Dadurch wird ein Zustrom von Arbeitern in das 
Gewerbe verhindert, die darin dauernd nicht beschäftigt werden 
können. Wird die Konjunktur rückläufig, so hören die Ueber« 
stunden auf; damit sinkt das Angebot von Arbeitsleistungen, 
und selbst wenn der Rückgang in der Konjunktur so groß ist, 
daß auch Arbeiter, die zum Gewerbe gehören, beschäftigungs 
los werden, so entsteht dort eine weit geringere Reservearmee 
von Arbeitslosen, die auf die Arbeitsbedingungen der weiter 
Beschäftigten drückt. Dadurch erst wird den Arbeitern ermög 
licht, ihre Lebenshaltung hochzuhalten, und dies erst übt eme 
Rückwirkung auf die Geburtenziffer. Denn es ist nicht richtig, 
was Malthus gelehrt hat, daß mit der Besserung der Lebens 
lage der Arbeiterschaft die Kinderzahl zunehme. Es ist viel 
mehr, wie schon Diderot gesagt hat: rien ne peuple comme 
la misfere. Ich habe die Gründe seit Jahrzehnten m meinen 
Vorlesungen dargelegt und sie auch 1892 'N der Revue 
d’Economie politique ausgesprochen. Mem Schuler Paul 
MombeM hat dann 1907 den Nachweis der Richtigkeit meiner 
Lehre speziell mit Rücksicht auf Deutschland erbracht, und ich 
selbst habe ihn in meiner Akademieabhandlung ,,D>e 
Malthussche Lehre und die Bevölkerungsbewegung der letzten 
Dezennien, München 1909, auf noch breitere Grundlage ge 
stellt. 
Ich habe in meinem Aufsatze iit der Revue d Economic 
politique auch bemerkt, daß die von den englischen tZewerk- 
vereinen durchgeführte Methode, den mit den Schwankungen 
in der Beschäftigung verbundenen Uebeln vorzubeugen, noch 
weit sicherer funktionieren würde, wenn sie durch Organi 
sationen der Arbeitgeber ergänzt würde, die stattdle Arbeiter 
organisationen zu bekämpfen, sich rmt chnen über die Rege 
lung der Produktion verständigten. Seit hatten die eng 
lischen Grubenarbeiter nicht aufgehört, rmt zäher hartnäckig- 
keit zu verlangen, daß die Arbeitgeber sich zu Syndikaten zu 
sammenschlössen; die rücksichtslose Konkurrenz, Mit der ste stch 
unterböten, führe nur zur Verschlechterung der Arbeitsbedin- 
i) Siehe Reichsarbeitsblatt, 15. Nov. 1922, S. 645 . 
-) Mombert. Studien zur Bevölkerungsbewegung in Deutsch 
land usw., Karlsruhe 1907.
	        
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