Full text: Vergangenheit und Zukunft der Sozialwissenschaften

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So kommt, mehr durch die Tat als durch bewuß 
ten Entschluß, das sozialwissenschaftliche Denken 
auf seine eigenen Füße zu stehen. Die ungeheure Be 
deutung dieses Prozesses liegt nicht dort, wo ein 
Feind der Religion sie suchen könnte. Sozialwissen 
schaft und Religion schieden vielmehr wie zwei 
Freunde, die, in verschiedene Lebenslagen und Lebens 
gewohnheiten geraten, den täglichen Verkehr als 
eine Last und als aufreibend empfinden und deshalb 
schließlich nicht mehr Zusammenkommen. War man 
einmal entschlossen, den großen Versuch zu wagen, 
das soziale Geschehen kausal zu begreifen, so mochte 
zwar noch genug des Unbegreiflichen im einzelnen 
Fall anzuerkennen sein, — schon deshalb, weil jedes 
konkrete Phänomen selbst dann noch nicht „restlos 
erklärt“ ist, wenn man alle die Elemente, aus deren 
Zusammenwirken es entstand, theoretisch völlig be 
herrscht: Denn sie mischen sich in ihm in meist un 
erklärbarem und unbeherrschbarem Gewirre — aber 
es war kein Platz mehr für Einwirkungen vom Un 
erfaßbaren her: Wo man auf solche hätte rekurrieren 
müssen, da wäre die Erklärung, vom wissenschaft 
lichen Standpunkt aus gesehen, nicht fortgesetzt 
sondern unterbrochen worden. Die Bedeutung der 
fortschreitenden Unterbindung der Adern, die jedes 
soziale Problem einst mit der Theologie verbanden, 
liegt nun eben in dem heißen Wollen, durch Sturm 
und Brandung an der aus erfahrbaren Gliedern be 
stehenden Kausalkette festzuhalten und keine Er 
klärung als Erklärung gelten und die Arbeit nicht 
zu Ende sein zu lassen, solange diese Kette nicht fest
	        
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