Full text: Die Theorie der produktiven Kräfte in Lists "nationalem System der politischen Ökonomie"

wenn materielle und geistige Arbeit, wenn Manufaktur, Agrikultur 
und Handel nach Maßgabe des Klimas und der Bodenbeschaffen- 
heit gepflegt werden. Eine so organisierte Gesellschaft ist produktiv. 
8 2. 
Die volkswirtschaftliche Produktivität ist nach Lists Auf- 
fassung gleich der Summe der produktiven Kräfte eines Lanfles. 
Die produktive Kraft eines Landes ist gleich der produktiven 
Kraft des Bodens und der durch die Organisation der Gesellschaft 
bedingten Teilung und Konföderation der Arbeit. Die höchste 
Teilung und Konföderation der Arbeit ist eine Teilung von geistiger 
und materieller Arbeit einerseits, andererseits bei der materiellen 
Produktion eine Teilung zwischen Agrikultur und Manufaktur"). 
Der Produktivitätsbegriff ist bei List ein sehr umfassender. 
Sr beschränkt sich nicht auf den technischen Teil der Produktion, 
auf die materielle Arbeitsproduktivität schlechthin, wie bei.Adam 
Smith und allen anderen Theoretikern, die mit einer statisch-öko- 
nomischen Grundlage arbeiten, Smith sagt; „The annual labour 
ot every nation is the fund which originally supplies, it with all 
the necessaries and conveniences of life“, (Die jährliche Arbeit 
jeder Nation ist der Fond, der sie mit allen Notwendigkeiten 
und Nützlichkeiten des Lebens ausstattet). 
Smith setzt also den Produktionserfolg und die dazı auf- 
zewendete Arbeit in Beziehung. Alle sachlichen Produktions- 
laktoren setzt Smith als gegeben voraus. „whatever be the soil 
2limate or extent of territory of any particular Nation“. Der 
Produktivitätsbegriff Adam Smit’s ist der Grundstamm für die 
heutige Begriffsbildung von Produktivität. Die späteren Klassiker, 
Ricardo, John Stuart Mill, die Sozialisten Marx und seine Schule, 
Adolf Wagner, die Grenznutzler, soweit sie sich mit diesem Begriff 
beschäftigen, arbeiten alle mit Arbeitsproduktivität als dem volks- 
wirtschaftlichen Begriff, 
Im Gegensatz dazu steht nun List’s Begriff der Produktivität, 
Sein Begriff ist kein technisch-mechanischer, sondern ein gesell- 
schaftlicher. Der klassischen Schule kam es auf das Verteilungs- 
and Zurechnungsproblem, das Einkommensproblem der Volks- 
wirtschaft an. Das finden wir bei zwei heutigen Theoretikern be- 
sonders klar ausgedrückt, bei Schumpeter?) und Oppenheimer *). 
Für das Distributionsproblem muß der Theoretiker den Begriff 
„Produktivität“ möglichst eng begrenzen. So nennt Philippovich *) 
aur die technische Seite der Produktion mit diesem Namen, und 
Produktivität ist bei ihm die sachliche Ergiebigkeit dieser Produktion. 
List hingegen will nicht die Verteilungsprobleme beleuchten, 
sondern die Produktionsprobleme. Fragt man aber nach der Ur- 
sache der Produktivität, so kann man nicht, wie List mit Recht 
List’s nationales System der politischen Oekonomie. S. 151, 152, 
Wesen und Hauptinhalt „der theoretischen Nationalökonomie. S. 186. 
ı Die Theorie der reinen Oekonomie S. 53. - 4) Grundriß der polit. 
Jekonomie. Teil 1. S. 139.
	        
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