l. Teil.
Der theoretische Teil des Listschen Systems ist eine Theorie
ler produktiven Kräfte. Zwar widmet List nur ein Kapitel aus-
Jrücklich dieser Theorie, aber seine ganzen Austührungen, soweit
sie rein theoretischer Natur sind, sind auf den Grundlagen dieser
Theorie. und ihrer Begriffe aufgebaut. Eine kritische Erklärung
der Theorie der produktiven Kräfte ist daher auch eine Erklärung
4es theoretischen. Teils des Listschen Systems.
Lists theoretische Betrachtungen beginnen wie die von Adam
Smith mit der Ursache und der Natur des Reichtums der Nationen.
Die Kraft, sagt List, Reichtümer zu schaffen, ist unendlich wichtiger
als der Reichtum selbst. Ein Volk mag noch so viel Reichtümer
aufgehäuft haben, es bleibt ein armes Volk, wenn ihm die Kraft
fehlt, neue Güter hervorzubringen.
Schon aus dieser These läßt sich ein Einblick in den Aufbau
des ganzen Listschen Systems gewinnen. Der Reichtum besteht
für List nicht in der Menge von produzierten Gütern, sondern in
der Fähigkeit zur Produktion. Für List sind Reichtumsmöglich-
Leiten Reichtum. Diese beiden Begriffe sind für ihn identisch.
Der Schwerpunkt der Oekonomie liegt bei List in der sich
fortentwickelnden, stets im Fluß bleibenden Gesellschaft. Das
Verhältnis der Gesellschaft zum Produktionsprozeß ist für ihn
Grundlage der. Theorie.
Zum Verständnis der Begriffe „Produktivität“ und „produktive
Kraft“, Begriffe, die die Grundlage der Theorie der produktiven
Kräfte und des ganzen theoretischen Teils des Listschen Systems
bilden, müssen wir uns zunächst mit dem Beeriff „Gesellschaft“
beschäftigen ’). ;
Die Gesellschaft ist für List eine Vereinigung von Individuen,
deren bestmögliche ‚Organisation darauf beruhen soll, daß die
Tätigkeit aller der Wirtschaftsgesellschaft angehörenden Indivi-
duen im Verhältnis des Gleichgewichts zu einander steht. Die
bestmögliche Organisation, das Verhältnis des Gleichgewichts, wird
dann erreicht, wenn eine höchste Teilung und eine höchste Ver-
einigung, Konföderation der Arbeit stattfindet. Die höchste Teilung
und Konföderation der Arbeit herrscht dann‘ in einer Gesellschaft.
1) List, Nationales System der politischen Ökonomie. Ausgabe Waentig,
S. 252.
S 1.