Full text: Fortschritt und Armut

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Buch V. 
Das Problem gelöst. 
nämlich durch die Aneignung von Gemeindegründen und die Teilung 
von Kirchenländereien unter die Kuppler und Parasiten, die dadurch 
in den Stand gesetzt wurden, adlige Familien zu gründen. Das Resultat 
war dasselbe, wie das, auf welches eine spekulative Erhöhung der Land 
werte hinwirkt. Nach Malthus' Angaben (der in seinen „Grundsätzen 
der Nationalökonomie" die Tatsache anführt, ohne sie mit den Grund 
besitzverhältnissen in Verbindung zu bringen) konnte man unter der 
Regierung Heinrichs VII. mit einem halben Scheffel Weizen nur wenig 
mehr als einen Tag gewöhnlicher Arbeit erstehen, während im letzteren 
Teile der Regierung Elisabeths dafür drei Tage solcher Arbeit zu haben 
waren. Zch kann mir kaum denken, daß die Lohnherabsetzung so groß 
gewesen sei, wie dieser Vergleich anzudeuten scheint; daß dieselbe jedoch 
stattfand und große Not unter den arbeitenden Klassen herrschte, ist 
aus den Klagen über „kräftige Herumtreiber" und den zu ihrer Unter 
drückung erlassenen Verordnungen abzunehmen. Die schnelle Monopoli 
sierung des Landes, das Hinübertreiben der spekulativen Rentenlinie 
über die normale, erzeugte Vagabunden und Unterstützungsbedürftige, 
genau wie die gleichen Wirkungen aus gleichen Ursachen neuerlich in 
den Vereinigten Staaten bemerkbar waren. 
„Land, welches vordem zu 20 oder 40 £ per Jahr fortging", sagt 
Hugh Latimer, „bringt jetzt 50 bis *00 £. Mein Vater war ein Pächter 
und hatte kein eigenes Land, sondern nur eine Pachtung, für die er 
höchstens 3 oder 4 £ per Jahr zahlte, und darauf baute er genug, um 
ein halbes Dutzend Menschen zu ernähren. Er hatte weide für *00 Schafe, 
und meine Mutter molk 30 Kühe; er konnte dem Könige mit sich selber 
auch noch einen Harnisch und ein Pferd stellen, und tat es, wenn er sich 
auf dem Platze meldete, um des Königs Lohn in Empfang zu nehmen. 
Ich kann mich erinnern, daß ich seinen Harnisch schnallte, als er nach 
Blackheathfeld ging. Er ließ mich zur Schule gehen und verheiratete 
meine Schwestern mit 5 £ jede, so daß er sie in dem Glauben und der 
Furcht Gottes auferzog. Er übte Gastfreundschaft an seinen Nachbarn 
und gab den Armen Almosen. Und alles dies tat er auf derselben Pachtung, 
wo der, welcher sie jetzt hat, *6 £ oder mehr per Zahr zahlt und nicht 
imstande ist, irgend etwas für seinen Fürsten, für sich selbst, für seine 
Kinder zu tun, noch den Armen einen Becher voll zu trinken zu geben." 
„So kommt es", sagt Sir Thomas Morus bezüglich der Vertreibung 
der kleinen Pächter, welche diese Rentenerhöhung zur Folge hatte, 
„daß diese armen Leute, Männer, Weiber, Gatten, Waisen, Witwen, 
Eltern mit kleinen Kindern, Familien, größer an Zahl als an Vermögen, 
allesamt von ihren heimischen Feldern fortgetrieben werden, ohne zu 
wissen, wohin sie gehen sollten." 
!°„ *s^röen aus dem Stoff der Latimers und Morus, aus 
jenem urkräftigen Geiste, der inmitten der Flammen des Gxforder 
Marterpfahls rief: „Sei ein Mann, Master Ridley", aus jener Mischung 
von Kraft und Anmut, welche das Glück weder verderben, noch die Axt
	        
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