2*8
Buch V.
Das Problem gelöst.
nämlich durch die Aneignung von Gemeindegründen und die Teilung
von Kirchenländereien unter die Kuppler und Parasiten, die dadurch
in den Stand gesetzt wurden, adlige Familien zu gründen. Das Resultat
war dasselbe, wie das, auf welches eine spekulative Erhöhung der Land
werte hinwirkt. Nach Malthus' Angaben (der in seinen „Grundsätzen
der Nationalökonomie" die Tatsache anführt, ohne sie mit den Grund
besitzverhältnissen in Verbindung zu bringen) konnte man unter der
Regierung Heinrichs VII. mit einem halben Scheffel Weizen nur wenig
mehr als einen Tag gewöhnlicher Arbeit erstehen, während im letzteren
Teile der Regierung Elisabeths dafür drei Tage solcher Arbeit zu haben
waren. Zch kann mir kaum denken, daß die Lohnherabsetzung so groß
gewesen sei, wie dieser Vergleich anzudeuten scheint; daß dieselbe jedoch
stattfand und große Not unter den arbeitenden Klassen herrschte, ist
aus den Klagen über „kräftige Herumtreiber" und den zu ihrer Unter
drückung erlassenen Verordnungen abzunehmen. Die schnelle Monopoli
sierung des Landes, das Hinübertreiben der spekulativen Rentenlinie
über die normale, erzeugte Vagabunden und Unterstützungsbedürftige,
genau wie die gleichen Wirkungen aus gleichen Ursachen neuerlich in
den Vereinigten Staaten bemerkbar waren.
„Land, welches vordem zu 20 oder 40 £ per Jahr fortging", sagt
Hugh Latimer, „bringt jetzt 50 bis *00 £. Mein Vater war ein Pächter
und hatte kein eigenes Land, sondern nur eine Pachtung, für die er
höchstens 3 oder 4 £ per Jahr zahlte, und darauf baute er genug, um
ein halbes Dutzend Menschen zu ernähren. Er hatte weide für *00 Schafe,
und meine Mutter molk 30 Kühe; er konnte dem Könige mit sich selber
auch noch einen Harnisch und ein Pferd stellen, und tat es, wenn er sich
auf dem Platze meldete, um des Königs Lohn in Empfang zu nehmen.
Ich kann mich erinnern, daß ich seinen Harnisch schnallte, als er nach
Blackheathfeld ging. Er ließ mich zur Schule gehen und verheiratete
meine Schwestern mit 5 £ jede, so daß er sie in dem Glauben und der
Furcht Gottes auferzog. Er übte Gastfreundschaft an seinen Nachbarn
und gab den Armen Almosen. Und alles dies tat er auf derselben Pachtung,
wo der, welcher sie jetzt hat, *6 £ oder mehr per Zahr zahlt und nicht
imstande ist, irgend etwas für seinen Fürsten, für sich selbst, für seine
Kinder zu tun, noch den Armen einen Becher voll zu trinken zu geben."
„So kommt es", sagt Sir Thomas Morus bezüglich der Vertreibung
der kleinen Pächter, welche diese Rentenerhöhung zur Folge hatte,
„daß diese armen Leute, Männer, Weiber, Gatten, Waisen, Witwen,
Eltern mit kleinen Kindern, Familien, größer an Zahl als an Vermögen,
allesamt von ihren heimischen Feldern fortgetrieben werden, ohne zu
wissen, wohin sie gehen sollten."
!°„ *s^röen aus dem Stoff der Latimers und Morus, aus
jenem urkräftigen Geiste, der inmitten der Flammen des Gxforder
Marterpfahls rief: „Sei ein Mann, Master Ridley", aus jener Mischung
von Kraft und Anmut, welche das Glück weder verderben, noch die Axt