X Begleitwort.
sinnlich erschautes Bild so festhält, wie es sich im Künstlerauge
spiegelt.
In diesem Falle bejaht also die Erkenntniskritik die herrschende
Methodologie, doch ist es keineswegs immer so. Dann treibt die Selbst
besinnung vielmehr in Zweifel hinein an dem üblichen Vorgehen der
Wissenschaft. Auf eine Stelle, wo ein solcher Zweifel geradezu zur Pflicht
wird, hat nun gleich mein erster Versuch verwiesen, das Schriftchen
über den „Wertgedanken“. Wie liegt es damit? Jahrhundertlang
dreht sich ein ganzes Sondergebiet unserer fachlichen Theorie, und
unter steigender Beteuerung seiner grundlegenden Wichtigkeit, um ein
einziges Wort: „Wert“! Rein nur das Wort selber steht hier dem
theoretischen Denken richtunggebend voran; denn welcher geistige In
halt des Wortes, oder welche „Sache“ dieses Namens eigentlich in
Frage käme, gerade das soll sich erst entlang dem Gedankengang
heraussteilen, der von diesem Wort her in Bewegung gerät. Kein
Wunder, wenn daraufhin der Zahl der Forscher, die sich um solche
„Theorie“ bemühen, die Zahl der abweichenden Aufschlüsse gleich
kommt und so auch die Zahl der Parteien bei einem Streite, der sich
bar aller Möglichkeit einer Einigung weiterschleppt, endlos, hoffnungs
los. Wo ist da nun Wahrheit? Hier bringt es also Selbstbesinnung
mit sich, daß ein fachwissenschaftlich theoretisches Denken an seinem
eigenen Vorgang irre wird. Was aber nun? Soweithin war jene Ein
rede im guten Recht: wohinaus soll dieser Zweifel eigentlich führen?
Seltsam bloß, daß Schaeffle das Recht auf einen Zweifel verkannte,
der offenbar um so ernster zu nehmen ist, je verblüffender er zunächst
wirkt 1 Daran bemißt sich doch nur das Versäumnis, das die Fach
wissenschaft ein Jahrhundert hindurch begangen hat. Immerzu verbiß
sie sich von neuem in die Frage: „was ist der Wert?“ Ob diese Frage
stellung in der Sache begründet sei und wie sie es wäre, das blieb
gänzlich außer Sehweite.
Es war natürlich kein bloßer Einfall, jene „Kritische Wertfrage“
aufzuwerfen, die nach dem Sinn und dem sachlichen Grund der ganzen
Wertforschung fragt. In ihrem tatsächlichen Hergang ist eben Selbst
besinnung ganz und gar nicht die schlichte Wendung im Denken, zu
der sich ihre letzten Ergebnisse hinterher vereinfachen lassen. Wenn
sie schließlich den Anspruch erhebt, den Zeiger einer ganzen Wissen
schaft zurechtzurücken, so erkauft sie diese Schlagkraft ihrer Ergeb
nisse recht teuer: Es muß sich das Gefühl der Unbefriedigtheit gegen
über der überkommenen Pflege der Wissenschaft schon zu einem
quälenden Druck steigern, erst dieser treibt dazu, mit der Befangenheit
im Herkömmlichen innerlich zu ringen, bis zum bewußten Zweifel an