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4. Der Kapital- und Geldmarkt.
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banken stark abnehmen und derjenige der Reiclisbank plötzlich stark
zunehmen kann.
Dieses Rediskontieren von Wechseln vollzieht sich also vor
nehmlich dann, wenn die Kreditbanken sich in den Besitz größerer
flüssiger Mittel setzen wollen. Das ist z. B. in der Regel an den
Quartalsenden der Fall, bei denen starke Ansprüche an die Kassen
der Banken vonseiten ihrer Kundschaft gestellt werden. An diesem
Zeitpunkt pflegt ihr Wechselbestand ab-, derjenige der Reichsbank
zuzunehmen. Das tritt in besonders starkem Maße dann ein, wenn
äußere Faktoren, wie z. B, politische Verwicklungen, die Anfor
derungen, welche an die Banken gestellt werden, stark erhöhen. So
ging z. B. vom 31. Oktober 1912 bis zum 31. Dezember 1912
der Bestand der acht Berliner Großbanken an Wechseln und unver
zinslichen Schatzanweisungen von 1725 auf 1531 Millionen Mark
zurück, während der Wechselbestand der Reichsbank von 1476 auf
2031 Millionen Mark stieg. Bei diesen unverzinslichen Schatzanr
Weisungen handelt es sich um, von der Finanzverwaltung aus-
gegebene, auf den Inhaber lautende Papiere, welche auf große und
runde Beträge lauten und genau wie Wechsel, sofort beim Verkauf
diskontiert werden. Diese Schatzanweisungen werden von den Kredit
banken übernommen und dienen zur Anlage ihrer flüssigen Mittel.
Da jedoch dieDöhe dieser flüssigen Mittel sich mit den Wandlungen auf
dem Geldmärkte im Ablaufe der Konjunktur ändert, so ergibt sich
daraus, daß auch die Anlage der Kreditbanken in Schatzanweisungen
von dem Wandel der Konjunktur in starkem Umfange berührt werden
muß.
Bei den an zweiter Stelle genannten Vorschüssen auf Waren
und Warenverschiffungen, die in der allerverschiedensten
Form vor sich gehen, handelt es sich vor allem um die Finanzierung
des überseeischen Aus- und Einfuhrgeschäftes. Der Exporteur ver
kauft seine Ware meistens gegen längere Zahlungsfrist an den Ab
nehmer, während er in der Regel zur Weiterführung seines Geschäftes
in kurzer Frist schon über den Erlös verfügen will. Es geschieht dies
z. B. in der Weise, es kommen hier sehr verschiedene Formen vor,
daß der Exporteur der Bank seine sogenannten Seedokumente, die
Schiffspapiere, Versicherungspolice, auch eine Kopie der Faktura
als Pfand übergibt, und daß ihm dann die Bank auf dieser Grundlage
in einer bestimmten Höhe des Wertes der verschifften Waren einen
Kredit eröffnet.
Eine analoge Form der Kreditgewährung findet sich beim Waren
import. Es handelt sich hier um den sogenannten Rembours- oder
Trassierungskredit. Der Vorgang spielt sich in der Regel in der Weise