Full text: Über das deutsche Geld- und Währungswesen

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;eine endgültige Schuldentilgung GHerbeiführt, namentlich dann nicht, wenn e8 fich 
überwiegend um furzfriftige Papiere (Schabanweifungen u, &.) handelt. Vor end 
gültiger Abdedung des Kredit8 laften Verzinfung und Unkoften, die zu einem erheb- 
lichen Teil in Auslandswährung gezahlt werden müffen, fortgefebt auf unferer Baluta, 
Die Markzahlungsmittel, welche in das Ausland abgefloffen find, Fönnen jederzeit 
nach Deutfchland zurückgegeben und Ichten Endes aleichfall8 nur mit Gold, Wert- 
vapiceren oder Waren abgededt werden. 
Fortdauernde Paffivität der 
Zahlungs: und Handelsbilanz. 
Wie hoch fih die Summe der von: deutfcher Seite während des Krieges und 
1achher im Auslande getätigten Krebitoperationen nach dem gegenwärtigen Rurswerte 
berechnet, ift nicht befannt, da an Diefen Gefchäften die verfchiedenften Kreife der 
Bevölferung beteiligt find. Die von der Neichsbank im Auslande aufgenommenen 
oder von ihr garantierten Kredite belaufen fih nach dem Stande von Ende Auguft 
1920 auf zund 500 Millionen Goldmark gleich etwa 5'/, Milliarden Bapiermark. 
Die im Auslande befindlichen — allerdings nicht allein aus dem Warenverkehr, 
Tondern 3. VB. auch aus der Kapitalflucht herrübrenden — Markahlungsmittel dürfen 
auf etwa 20 Milliarden Mark gefchäßt werden. Beftimmte Ziffern Können auch hier 
nicht gegeben werden; fiher ift nur, daß in Belgien und Hrankreich ftaatlicherfeitz 
und 8 Milliarden Mark an deutfchen Geldzeihen der einheimijchen Bevölkerung zum 
Kurfe von 1,25 Frances für 1 Mark umgetaufcht worden find. und fi feitdemn im 
Befige der beiden Regierungen befinden, Im übrigen Kiegem (ediglih vage 
Schäßungen *) vor, bei denen meift die Tatfache betont wird, daß alle Bevölkerungs: 
ichichten in Marknoten fpekulieren. Nach diefen Schägungen kann die hier angenom- 
mene Summe von 12 Milliarden Mark Feinesfalls als zu hoch gelten. Der Dapier- 
marfbetrag, welcher auf Grund von Warenumfägen Ausländern bei deutfchen Banken 
gutgefchrieben worden ift, wird auf 20 bis 25 Milliarden Mark gefchäßt. Die 
itarfe Steigerung der Kreditoren deutfcher Kreditbanken, die namentlich nach dem 
Sufanımenbruch Dentfchlands eingetreten ift, dürfte zu einem erheblih:n Teil auf 
Einlagen de8 Auslandes zurüczuführen fein. Die gleichfalls nicht unerheblichen 
Zummen an Markbeträgen, welche im Fkaufmännifchen Verkehr feitens "5c8 Auslandes 
zeftundet worden find, entziehen fich jeglider Schäbung. 
Die Geftaltung der Zahlungsbilanz ift für Deutfechland um fo bedenklicher, als 
ür eine Befferung wenig Ausficht vorhanden if, ES ift einerfeit8 nicht abzufehen, 
vann der zuleßt befprochene, wie erwähnt, nur vorläufig beglichene Teil des Einfuhr- 
iberfchuffes endgültig getilgt werden fann. Anderfeits wird die Vaffivität der 
Handelsbilanz angefickt8 der wirtfehaftlihen Lage Deutfchlands, im befonderen auch 
der Preis und Valutaentwiclung vorausfichtlih noch lange Jahre fehr ungünftig 
Sfeiben, zumal wenn e8 Deutfchland gelingt, Nahrungsmittel und Nohftoffe in dem 
notwendigen Umfange einzuführen. Wie bisher, fo wird wahrfcheinlich auch Finftig 
ein Zeil der Einfuhr aus Verzehrögütern beftehen, die verbraucht werden, bevor fie 
endgültig bezahlt find. Die nationale Soldreferve, die fich faft ganz in den Kaffen 
der Neichsbank befindet, kann, wie oben Gereit8 angedeutet worden ft, unmöglich 
weiter gefchmälert werden. . Der Ddeutfche Befig an ausländifchen Wertvapieren ent 
Hält -gleichfall®. Feine ins Gewicht fallende NReferve mehr. Insbefondere find die 
deutfchen Beftände an neutralen Wertpapieren fo aut wie ausverkauft. 
*) Beifpielsweife wurde in der Preffe der Befig an Markahlungsmitteln für Frankreich (einfcdhlicß- 
id) des ftantiihen Befiges) auf 3,2, für Holland auf 3 bis 4, für die Schweiz auf 3, für Dänemark 
auf 1'/, bis 2, für Spanien auf 3 und für Lugemburg auf 0,2 Milliarden Mark agelchäbt
	        
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