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Der amtlich beglaubigte Brotmucher.
ohne Grund die Kegierung ob ihres Mißerfolges hHöhnen, die fich nicht
getraue, gegen die Yrotteuerung — von Wucher Hütete die A.-3Z. fich
zu reden — ernftlich einzujchreiten. Die Energie der Regierung ließ
denn audg viel zu wünfchen übrig, felbft wenn man berückfichtigt, daß
fie gegenüber den geriffenen Brotwucherern und ihren einflußreidhen
Hintermännern im Nachteil war. So fehr man die Mühewaltung der
behördlidgen Organe anerkennen muß, war doch offenkundig, daß das
bisherige Ergebnis der amtlichen Preisprüfung weit Hinter der Wirklich:
feit zurückblieb. Un demfelben Tage, an dem die Verhandlung der
Direktoren der Ankerbrotjabrik mit dem Vizekanzler Frank ftattfand
und dieje eine Ermäßigung des Brotpreijes um ganze 100 Kronen für
die Woche zugeftanden, tagte im Parlament der Nationalrat zur Beratung
der Zolltarifvorlage. Dabei gab der Abgeordnete ScHheibein einige
bemerfen$werte Zahlen über die Preisbildung von Getreide, Mehl und
Koggenbrot gegenüber der FriedenZzeit bekannt. Danach betrug der
Mehlpreis für Koggenbrot daz 19.381 fache; dagegen der Preis für
Koggenbrot das 50.238 fache des Friebenspreijes.
Wie ift diefe unerhörte Steigerung des Brotpreifes gegenüber dem
Mehlpreije zu erklären? Wo {tet Hier der Brotwucher? Im nieder-
öjterreichijchen Waldviertel Kojtete das Kilogramm Roggenbrot jhon nach
der erfolgten Preiserhöhung 5500 Kronen; im Marchfeldgebiet 6000
bi$ 6200 Kronen; in Städten der nächften Umgebung Wien® wurden
Brotpreije bi? Höchftenz 7400 Kronen gefordert. Fachleute auf dem
Sebiete des MehlhHandels und der Broterzeugung, die den Bädern naheftehen,
geftanden unter vier Yugen zu, daß der Wiener Brotpreis um wenigftens
600—800 Kronen, wenn nicht mehr, pro Laib zu Hoch angefeßt jei;
daß die immer vorgefchlißte beffere Yualität des Mehles, heziehungS weite
des Brotes keinen Jo übermäßig hohen Preis rechtfertige. Zudem wurde an
dem gleichen Tage, an dem das Zugeftändnis einer Herabjebung des
Brotpreijes um 100 Kronen von der Gnade der Ankerbrotfabrik erreicht
wurde, in mehreren Tagesblättern die Nachricht gebracht, daß ein Wiener
Bäckermeifter gutes, reines Roggenbrot um 6400 Kronen verkauft und
daß von einer anderen Wiener Bäckerei ein gleich gutes Bıot, wie das der
Unferbrotfabrif, ebenfalls um den Preis von 6400 Kronen an Wiener
Spitäler geliefert werde. Nuch der Er{te Wiener (bürgerliche) Konfum-
verein gab das Brot um 400 Kronen billiger ab als die Großbädereien,
was ihm von der „Arbeiter-Zeitung“ den Borwurf der Liebedienerei gegen
die Regierung eintrug! Die (Arbeiter) Konjumgenoffenfhaft Wien, an deren
Spige EIderjhH, Skaret und SGenoffen ftehen, jeßte fich natürlich einem