Full text: Der Brotwucher

Bon Zöllen, Steuern und fonftigen Wogaben. 
unerhört. Das war ja Hochverrat an dem Prefjtige der Parteipolitiker ! 
Wie? Ein fozialiftifjcher Schriftfteller wagte e8&, an Der Kegierungs- 
‚ätigfeit fozialdemokratifjcher Exzellenzen Kritik zu üben? Cr nahm fi 
jeraus, das Konfumentenintereffe zu vertreten und die den MacdhthHabern 
chuldige Ehrfurcht (S 65 des St®.) zu verlegen? Die Parteifeme 
betrachtete e& als ein Majeftätzverbrechen, weldes mit unnachfichtlicher 
Strenge (nämlich mit Maßregelung, Schlägen auf den Magen 20.) ge- 
ahndet werden mußte. *) Und Heute? Heute Ihimpfen diejelben geftrengen 
Herren auf die Warenumfagfteuer, deren Kritik durch jenen Preßfünder 
nie einft fo verfnupft hatte. Man ficht: mit dem Brotpreisproblem 
ind au demokratijche Probleme verflochten. Ohne demofratiidhe Kon- 
rolle und Preßfreiheit kein billiges Brot. 
Was von der Warenumfagfteuer gilt, trifft auch auf andere Konjum- 
ıbgaben zu. Nicht wenige derfelben find fon unter der RKegierung 
Nenner erhöht worden, wie überhaupt die Woneigung der Sozialdemo- 
fratie gegen die indirekte Befteuerung in der Praxis nadhgelaffen hat. 
Dagegen wäre im allgemeinen nicht einzuwenden, wenn fie fich Hierbei 
:iner loyalen Yufrichtigleit befleißen würde und beftrebt wäre, eine ge- 
mwifje Konfequenz zu befolgen. Bon zwei Dingen eines: Entweder die 
indirekten Abgaben find nicht zu entbehren, dann müfjen fie nicht nur 
im einem erträglidhen Verhältnis zu den direkten Steuern, jondern auch 
mit der Lohnpolitik in Einklang ftehen; oder die indirekten Wogaben 
änd zu verwerfen, dann müflfen fie wentiaftens dort, wo fie Sen Konfum 
jo 
*) Auch in einer anderen Steuerfrage 3z0g ih mir die Parteizenfur auf den 
Hals: Gelegentlich einer Polemik gegen die famofje Bankenumfagfteuer, die die Konfum- 
jereine arg zu belaften drohte. Eine befonder3 Fomijche Perjon, die ihre Unzwläng- 
‚ichfeit al3Z Mandatar durch betriebjame Sjdhaftelhuberei zu verbergen pflegte, denun- 
‚terte mich und ein naiver Jüngling, der diejer Dulzinea Ritterdienjte Ieiften zu follen 
zlaubte, griff mich im Organ der Wiener Arbeiterfammer mit der jtumpfen Waffe 
einer Unerfahrenheit an, weil ih die bekannte Tatjache KFonftatiert Hatte, daß die 
Sozialdemokratie der indirekten Beftenerung nicht mehr jo ablehnend gegenüber ftehe 
mie einft. Der arrogante Ton, den der junge Mann gegen mich anfchlug, bekam ihr 
aber übel, denn ich Fonnte iYn an der Hand eines im „Betriebarat” erjchienenen Auf» 
iage3 von Dr. Ellenbogen glatt widerlegen. Dabei verfuchte das offizielle Yrgan 
der Arbeiterkammer (Herr Dr. Palla) die Aufnahme meiner Erwiderung 3zU ver» 
weigern — mundtotmadhen mollte man mich, was man fozialdemokratijhe Mei- 
nungsfreiheit nennt! — und unierfhlug fogar einen Sag in meiner Richtigftelung, 
mo ih die Nachläffigfeit der Jozialdemokrattjidhen Steuerpolitiker gegenüber den Konfum- 
vereinen in Sachen der Bankumfagiteuer fejtgenagelt Hatte, Ia, e8 ft eine feltjame 
Demokratie, deren wir ung erfreuen. Man Könnte fie einen lucus a non lucendo 
Nennen.
	        
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