Lebenslauf.
Am 1. Januar 1871 wurde ich, Oskar Wilhelm Michel, als
Sohn des Bürgermeifter Heinrich Wilhelm Michel und feiner She»
frau Ida geb. Böhme in Sannftatt (Württemberg) geboren. IH
bin preußifher Staatsbürger und edangelifden Bekenntniffes,
Nachdem iH das S®ymnafium zu Bonn bis zur Quarta einfchl.
befucht hatte, trat iG in das Cadettencorps ein, dem ich bis zur
Selecta angehörte. Dann wurde ich dem 2. Hannoverfhen Wannen»
Regiment Nr. 14 als Leutnant zugewiefen. Neben meiner dienft»
lien Tätigkeit war ih 7 Jahre Rennreiter und Rennftalbefiger.
Aug unternahm id mehrere Reifen nad den nordifhen Könige
reiden, nad) Holland, Belgien, Frankreich, Italien. Im Jahre
1897 wurde ih zur Kriegsakademie einberufen, der id) bis 1900
angehörte. Dann nahın id meinen Abfchied, um mit ungeteilter
Kraft an den religiöfen und fozialen Bewegungen teilnehmen zu
fönnen. Iın Jahre 1905 veröffentlichte ih meine religionsphilo»
[opbifhe Schrift „Borwärts zu Chriftus! Fort mit Paulus! Deutidhe
Religion!“ In der darauffolgenden Zeit lernte id auf meinem
DBefigtum in der Nieder-Laufig das Landwirtichaftsleben praktifich
fennen; au beichäftigte ih mich eingehender mit der Politik.
Mm die wichtige orientalifhe Frage im Lande felbft ftudieren zu
{önnen, begab ih mid für mehrere Monate nach Konftantinopel,
wo id dank der Vermittlung eines befreundeten einfkußreicdhen
OffizierS einen tieferen Sinblid in die politifhen Zuftände des
Osmanenreiches tun durfte. 1909 erhielt id die Aufforderung,
mich in der Preffe der Reichshauptftadt zu betätigen; wo ich bis
zum Kriegsbeginn alg verantwortlicher Schriftleiter der auswärtigen
Bolitit der „Tägliden Rundfihau“ angehörte. Während Diefer
Zeit gab ich eine Zeitfchrift „Deutfche Lebenskunit“ heraus; auch
beröffentlidhte id meine Schrift „Deutfhe Zukunftsreligion“. Nach
ber Mobilmacdhung trat id wieder in das Heer ein; im Januar
1919 fehrte ih in die Heimat zurück.
Während des Sommerfemefters 1923 ftudierte ih an der Hoch-
[Hule für Staats» und Wirtihaftgwifenfhaften in Detmold, wo