Full text: Die Berliner Arbeiterbewegung von 1890 bis 1905

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der Sozialdemokratie an der Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen in 
diesem Wahlkreis gestiegen. 
Sozialdemokratischer Kandidat, bezw. Vertreter des Kreises ist die 
ganze Zeit über Paul Singer gewesen, der 1884 hier zum erstenmal ge 
wählt worden war. 
Berlin V. 
Jahr 
Sozial 
demokraten 
Frei 
sinnige 
Konser 
vative 
Andere Parteien 
Zer 
splittert 
1890 
7 234 
10 059 
4 324 
Zentrum 
224 
54 
Stichwahl 
8 701 
11502 
— 
— 
— 
— 
1893 
9 729 
7 840 
5143 
— 
255 
95 
Stichwahl 
11245 
9272 
— 
— 
1898 
10 025 
7 085 
Antisemiten 
3286 
339 
301 
Stichwahl 
10899 
10 957 
— 
— 
— 
1903 
14 568 
6 496 
3210 
— 
470 
103 
1907 
15 029 
9 217 
1 555 
160 
474 
113 
In diesem Wahlkreis liegen die Dinge ähnlich, wie in Berlin III. Er 
ward 1893 in der Stichwahl erobert, ging 1898 mit winziger Stimmen- 
differenz verloren, ward 1903 gleich im ersten Wahlgang zurückerobert und 
1907 gut behauptet. Das günstigste Stimmenverhältnis ward auch hier 
1903 erzielt. 
Kandidat der Sozialdemokratie war 1890 Alb. Auerbach, Kauf 
mann, und von 1893 ab Robert Schmidt, gelernter Klavierarbeiter. 
Berlin VI. 
Jahr 
Sozial 
demokraten 
Frei 
sinnige 
Konser 
vative 
Andere Parteien 
Zer- 
splittert 
Zentrum 
1890 
42 274 
14195 
10836 
Rational 
587 
— 
89 
liberale 
1893 
51 569 
12 593 
15 338 
320 
968 
— 
426 
1898 
58 778 
10 603 
15 554 
— 
1748 
— 
345 
Nachwahl 
30. 10. 1900 
1903 
53 895 
— 
10 486 
— 
1246 
Polen 
85 
79 478 
14146 
14 813 
— 
2 476 
589 
147 
1907 
99 560 
21 110 
13 053 
— 
4 057 
990 
163 
Sieht man von der Nachwahl des Jahres 1900 ab, die, wie fast alle 
Nachwahlen, Ausnahmeerscheinungen zeitigte, so hat in diesem, zum eisernen 
Bestand der Sozialdemokratie gehörenden Riesenwahlkreis bei jeder Wahl 
die sozialdemokratische Mehrheit absolut und relativ zugenommen. Seine 
Bevölkerungszunahme, die noch bedeutender ist, als die Zunahme von 
Berlin IV, hieß jedesmal in steigendem Maße Vermehrung der sozialdemo 
kratischen Wählerschaft. Nur sehr mäßig und in wechselnder Verteilung 
nehmen die Stimmen der nichtsozialistischen Parteien zu. Die freisinnige 
Partei hat 1898 ihren Tiefstand, so daß sie bei der Nachwahl von 1900 
den Kampf gar nicht erst aufnimmt; seitdem hat sie sich langsam erholt. 
Nicht unwesentlich, wenn sie auch für den Wahlausgang bedeutungslos 
bleiben, sind die Zentrumsstimmen gestiegen. Auch für polnische Kandidaten 
werden neuerdings zunehmend Stimmen abgegeben; sie beliefen sich 1903 
auf 589, 1907 auf 990. Die Konservativ-Antisemiten haben im Gegenteil 
seit 1893 nur Rückgang zu verzeichnen.
	        
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