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Gewerkschaften, da diese Vereine sich bis dahin in der Berliner Gewerk
schaftskommission vertreten ließen. Indes hatten sich im Laufe der Jahre,
wie in der allgemeinen Gewerkschaftsbewegung, so auch in Berlin die
Gegensätze zwischen „Verbändlern" und „Lokalisten" immer mehr zugespitzt,
und als im Frühjahr 1898 auf einer Delegiertenversammlung der Gewerk-
schastskommission der Antrag des Vertreters der Buchdrucker Massini
Annahme fand, daß fortan die Organisationen das Recht haben sollten,
für jede 500 Mitglieder einen Delegierten bis zur Höchstzahl von sechs
Delegierten zu entsenden, nahmen dies die Anhänger der lokalistischen
Richtung sowie vorübergehend auch die örtliche Verbindung des zentralisti
schen Verbandes der Schmiede zum Anlaß, aus der Gewerkschaftskommission
auszutreten, indem sie erklärten, durch den neuen Abstimmungsmodus wollten
die großen Gewerkschaften die kleinen „majorisieren". Ein wenig berechtigter
Vorwurf, denn die großen Gewerkschaften — es hatten die Buchdrucker 5000,
die Holzarbeiter 8300 und die Metallarbeiter über 13 000 Mitglieder —
blieben danach noch weit unter dem Verhältnis ihrer Stärke vertreten und konnten
von den 40 bis 50 Gewerkschaften, die unter 1000 Mitglieder hatten, immer
noch mit Leichtigkeit überstimmt werden. Richtig war nur, daß nach diesem
Modus die zentralistisch organisierten Maurer mehr Delegierte entsenden
konnten als die Maurer des lokalistischen Vereins und so gegebenenfalls in
einer Frage ihres Gewerbes mit größerem Gewicht als diese auftreten
konnten, denn sie zählten schon gegen 4000, jene aber nur 2500 Mitglieder. Da
nun der Lokalverein der Maurer die stärkste lokalistische Organisation Berlins
war, so ist es immerhin verständlich, daß die Annahme des neuen Ver
tretungsmodus von den Angehörigen dieser Richtung als das Signal zum
Austritt aus der Kommission genommen wurde. Sie waren dort zum
Fremdkörper geworden.
Im ganzen figurieren in der Zusammenstellung für 1898 die lokalisti
schen Gewerkschaften mit 5554 Mitgliedern. Zieht man diese Zahl von
der Gesamtzahl jenes Jahres ab, so bleiben für die zentralistisch organi
sierten Gewerkschaften und die zu ihnen stehenden Vereine 59 245 Mit
glieder. Von dieser Zahl aus ist die weitere Entwicklung mit der
Einschränkuitg zu werten, daß es die ganze Zeit über eine Anzahl
kleinerer Vereine gibt, die in den Berichten abwechselnd auftauchen
und wieder verschwinden. Die einen schließlich dauernd, weil sie sich
mit andern Organisationen verbunden haben oder in sie aufgegangen sind,
die andern immer nur zeitweise, weil sie tritt ihren Berichten usw. im
Rückstand sind.
Anter Berücksichtigung dieser Schwankungen, die indes in keinem Jahr
nennenswerte Ausfälle verursachen, haben wir die folgende Zusammen
stellung für die Entwicklung der Zahl der in der Berliner Gewerkschafts
kommission von 1898 ab vertretenen Gewerkschaften und die Gesamtzahl
ihrer Mitglieder zu lesen. Es gehörten der Kommission an und erstatteten
rechtzeitig Bericht:
1898 82 Organisationen mit 59 245 Mitgliedern
1899 "
1900
1901
1902
62
„ 70 723
69
„ 94 758
73
„ 93 562
65
„
„ 108 729