werden kann. Von vornherein hat die Reichsleitung darauf Bedacht
genommen, eingefahrene Kräfte, wie Kornhändler zum Einkauf,
Proviantämter zur Heeresverpflegung, oder Fachverbände zur Ver
sorgung der mehlverarbeitenden Betriebe zu verwenden, ihre Auf
gabe zurechtzurücken und auf ihre Tätigkeit den erforderlichen Ein
fluß zu nehmen. Auch die Kriegsgetreide-Gesellschaft hatte, als sie
sich in die staatliche Bewirtschaftung einfügte, ihre Lehrzeit mit
manchen Fehlgriffen hinter sich. Unter tatkräftiger Leitung hat
sie sich schnell und gut auf die neue Aufgabe eingestellt, obschon sie
ihr Angestelltenheer in kurzer Zeit auf 865 zu vermehren hatte. Ihr
Geschäftsaufzug ist so eingerichtet, daß in ihren Sonderabteilungen
für Korneinkauf, Mühlenverkehr, Mehlabgabe usw. die verschiedenen
Geschäftsvorfälle nach Bezirken von hierauf eingeschulten Kräften
unter Leitung eines erfahrenen Beamten bearbeitet werden. Die
einzelnen Kommunalverbände, Müller, Kommissionäre usw. haben
sonach in gleichen Sachen immer mit demselben Angestellten zu tun.
Der ganze Geschäftsgang ist auf Vordrucke und Schemate so
eingestellt, daß er sich, auch nachdem die eingelernten Kräfte durch
weibliche, ungeschulte größtenteils ersetzt sind, schnell ohne Störungen
und Irrtümer abwickelt. Im Unterschiede von anderen Nahrungs
mitteln, wie der Kartoffel, brauchte bei der Korn-, Mehl- und Brot-
bewirtschaftung an den ursprünglichen Grundsätzen nicht geändert zu
werden, so daß der Geschäftsverkehr sich in den anfänglich vorgezeich
neten Bahnen gleichmäßig und stetig abspielt, und allmählich für alle
Beteiligten zur gewohnten Regel geworden ist. Dabei ist die Bewirt
schaftung so eingerichtet, daß, wie an einer Dampfmaschine durch
Stellen der Haupthähne, durch wenige Anordnungen der Reichs
getreidestelle andere Ergebnisse erzielt werden. Je nach den Korn
vorräten hat die Reichsgetreidestelle die Mehlmenge auf den Kopf,
oder den Ausmahlsatz für die Mühlen, oder die Zusatzmenge für die
Schwerarbeiter, oder die Freigabe von Hinterkorn oder Futterschrot
durch Beschlüsse geändert oder die Lieferfristen und Liefermengen für
Korn festgesetzt.. Binnen kurzer Frist ist dann die Bewirtschaftung
bis in das letzte Dorf hinein auf diese neuen Sätze oder Mengen ein
gestellt und wickelt sich in derselben Weise wie bisher, nur mit an
derem Ergebnis ab.
2. Sorge für wirtschaftliche Gerechtigkeit. Bei
dem Bau der Bewirtschaftung hat die Reichsleitung gestrebt, die
wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit nicht nur zur Zier auf den
üblichen Platz am Eingangstor mit der Binde über den Augen zu
stellen, sondern sie zur obersten Leiterin zu machen, mit deren Waage
die gegensätzlichen Interessen gewogen und danach zum gerechten Aus-