Full text: Teuerung und Geldentwertung

Gewiß werden sich auch im Frieden die Unternehmer für 
Lohnerhöhungen vielfach durch Aufschläge auf die Waren- 
preise schadlos gehalten haben. Aber die Lohnerhöhungen, die 
im Frieden stattfanden, waren doch nicht entfernt sso hoch wie 
die, die jetzt durchgesekt werden. Wegen s oder 10 Pf. Lohn 
mehr pro Stunde wurden häufig heftige Kämpfe geführt. 
Zuweilen konnten wohl, wenigstens vorübergehend, die Unter- 
nehmer die Lohnerhöhungen tragen. Sie waren auch häufig 
dazu gezwungen, weil sie an die Weltmarktspreise gebunden 
waren. Sie mußten versuchen, die Mehrausgaben für Löhne 
durch technische Verbesserungen auszugleichen, und das ist 
ihnen sehr oft gelungen. So hat die Gewerkschaftsbewegung 
den technischen Fortschritt gefördert. Amecika, das Land mit 
den höchsten.Löhnen, war mit der Anwendung von Maschinen 
am weitesten. 
Dazu kommt, daß früher die Lohnerhöhungen nicht in 
dem Maße wie jetzt in den verschiedenen Wirtschaftszweigen 
Schlag auf Schlag aufeinander folgten. Schon aus dem 
Grunde wurde den Arbeitern die durch eine Lohn- 
erhöhung erreichte Besserung ihrer Lage nicht so schnell durch 
Preissteigerungen wieder genommen, wie das jetzt geschieht. 
Ihre Lebenshaltung verbesserte sich wirklich. Damit war 
wieder häufig eine Steigerung ihrer Arbeitsleistung ver- 
bunden, was für den Unternehmer den Vorteil hatte, daß er 
für den höheren Lohn auch mehr Arbeit geliefert bekam. 
Durch Lohnerhöhungen allein hätte auch in der Heit vor 
dem Kriege eine wesentliche Besserung der Lage der Arbeiter 
nicht erreicht werden können, wenn das Steigen der Löhne 
nicht von einer Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Arbeiter 
und von technischen Fortschritten begleitet gewesen wäre, wo- 
durch vermieden wurde, daß die Lohnerhöhungen zu einer ent- 
sprechenden Steigerung der Warenpreise führten. So führt 
Schulz-Mehrin in der schon erwähnten Schrift ,„Sozialisie- 
rung und Räteorganisation“ an, daß in der Hannoverschen 
Maschinenfabrik die Preise der Lokomotiven in den Jahren 
1894 bis 1912 nur um 15 Prozent gestiegen seien, troßdem 
die Löhne um 45 Prozent in die Höhe gingen, und gleichgeitiz 
viele Rohstoffe teurer wurden, z. B. das Roheisen um 43 Pro- 
zent, Kupfer um 49 Prozent und die allgemeinen Unkosten 
um 50 Prozent. 
Die Wirkung von Lohnerhöhungen wird freilich heute 
häufig dadurch verschärft, daß die Unternehmer die Preise oft 
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