Full text: Verhandlungen des Industrierates über den Ausbau und die Reform der Arbeiterversicherung

51. 
des Reformprogrammes gegen die im Reformprogramm oder bei der Anstalt für das Kronland Böhmen: Ein- 
vorgesehene Kontingentierung der Beiträge, die seiner- nahmen 6603 Millionen Kronen gegen 6'192 Mil- 
zeit als ein Mittel vorgeschlagen wurde, um Zeit zur lionen Kronen. Man sieht den Zeitpunkt nicht mehr 
Reform zu gewinnen, energisch protestiert, was doch ferne, in dem die Deckungskapitalien werden ange- 
jene Kreise vor allem beachten sollten, die mit Vorliebe griffen werden müssen, und das Ministerium mußte, dem 
die Industrie beschuldigen, daß sie sich einer gründ- Drängen einiger Anstalten, wie zum Beispiel Prag, 
lichen Sanierung der Unfallversicherungsanstalten Brünn, Triest und Lemberg nachgebend, eine Erhöhung 
widersetze. des Beitragstarifes bewilligen, so daß heute die 
Durch die Nontingentierung der Beitragsein- Situation gegenüber damals wesentlich geändert ist 
nahmen soll bei Aufrechterhaltung des Prinzips der und, da die Durchführung der Reform denn doch noch 
Kapitalsdeckung der Industrie Beruhigung gewährt einige Jahre auf sich warten lassen wird, noch weitere 
werden, daß eine Erhöhung der gesamten Lasten aus ungünstige Anderungen zu gewärtigen sind. Es werden 
der Unfallversicherung zumindest für einen längeren also bis zur Durchführung des Programmes manche 
Yeitraum nicht zu besorgen ist. Als dieser Sat in die Anstalten schon in die Zwangslage gekommen sein, ihre 
erläuternden Bemerkungen aufgenommen wurde, mag Deckungskapitalien anzugreifen und auf diese Art ihr 
man im besten Glauben gewesen sein, daß eine Er- Verhältnis nach dem Unlageverfahren ordnen, von 
höhung der Beiträge nicht eintreten wird, zumal man dem in den erläuternden Bemerkungen gesagt wird, 
sich von der im Jahre 1904 durchgeführten Gefahren- „daßes an sich bedenklich und nach mehr als 10jährigem 
klassifikation eine Erleichterung der sehr kritisch ge- Bestande überhaupt kaum mehr vorteilbringend sei“. 
wordenen Situation einiger Anstalten erhoffen konnte. Stellen wir uns aber auf den Boden der Be- 
Diese Ho ffnung hat sich aber nicht erfüllt. ; rechnungen des Reformprogrammes (Seile 169), 
,, Die unbedeckten Bilanzabgänge, die sich bei allen durch welche eine Grundlage für die Beurteilung der 
territorialen Anstalten im Jahre 1902 auf zirka Kontingentierung geschaffen werden soll, so ergeben 
35.8 Millonen oder 38 7/4 der Deckutgskapttalieh ih ‘iber bis. Fichthkeil- dertetbcn shuvrctntee rte 
Ind Schadenreserven beliefen, haben sich schon im Zweifel, die teils von ernster fachmännischer Seite 
Jahre 1904 auf 55/53 Millionen oder 369% erhöht. bestätigt, teils durch die seitherige Gebarung der 
Im Jahre 1905 kamen bei manchen Anstalten die Aus- Anstalten begründet erscheinen ' 
gaben den Einnahmen beträchtlich nahe, so zum Beispiel ' ] 
bei der Anstalt in Wien : Versicherungsbeiträge 6'824 Das Erfordernis wird auf die Durchschnitte der 
Millionen Kronen, Ausgaben 6'076 Millionen Kronen Jahre 1897 bis 1901 wie folgt berechnet: 
richtiggestellt : 
Die Nettobelastung durch Unfälle . . . 17,487.000 18,087.000 
Der Aufwand an Verwaltungskossten . . . . . 2,043.000 2,408.000 
Sonstige Auslagen . . . 172.000 172.000 
14 Prozent Zinsen der bilanzmäßigen Defizite der 
Nrstalten.. ... . 1,553.000 2,600.000 
21,255.000 32,200.000 
Nun verweist das Gutachten der Unfallversiche- 1908 auf 2'49, 1904 auf 2’50 Prozent. Man kann 
rungsanstalten darauf, daß die Nettobelastung der jie also gewiß um 20 Prozent höher annehmen. 
gewerblichen Betriebe in fortwährendem Steigen Desgleichen werden infolge des stets steigenden 
begriffen sei, weil, wenn auch nicht bei allen Anstalten Defizites die Zinsenentgänge eine viel bedeutendere 
die Heftigkeit und Schwere der Unfälle, so doch gewiß Rolle spielen, steht doch dem Defizite von 38 Millionen 
die Ansprüche an die Versicherungsanstalten „eine Kronen im Jahre 1903, ein Defizit von 60:5 Mil- 
steigende Tendenz ausweisen, und daß man zu einem lionen Kronen im Jahre 1905 gegenüber, so daß die 
um 0'07 Prozent der Lohnsumme höheren Erfordernis Anstalten den Zinsenentgang mit 1-1 Millionen Kronen 
gelangt wäre, wenn man nur die höchste in diesem höher veranschlagen. Durch alle diese Korrekturen er- 
Zeitraum beobachtete Belastung angenommen hätte. höht sich das Beitragserfsordernis um 2 Millionen 
Die Anstalten veranschlagen die auf dieser Basis Fronen. 
ermittelte Nettobelastuna um 600.000 K höher. Betrachtet man die Ersparnisse die an Heilver- 
Ähnlich verhält es sich auch bei den Verwal- fahrenskosten, wegen Ersatz kleiner Renten und durch 
tungsauslagen, die im Durchschnitte der Jahre 1897 den Wegfall der landwirtschastlichen Betriebe erzielt 
bis 1901 2:02 Prozent der Lohnsumme betragen werden sollen und auf 2’7 Millionen Kronen veran- 
haben. Im Jahre 1902 beliefen sie sich auf 2/44, schlagt werden, so wäre darauf hinzuweisen, daß auch
	        
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