Full text: Berliner Banken

Der Bankbeamte. 
Obwohl diese jungen Herrchen oft sehr reicher Väter 
Söhne waren, kannte man damals die Vornehmtuerei 
des Zeitalters der 10 Zentimeter-Stehkragen noch nicht. 
Der Lehrling ging mit dem Kassenboten des Vormittags 
die wichtigsten Wege, kehrte auch wohl mit ihm zum 
Frühstück in seine Stammkneipe ein und lernte dadurch 
all die Intimitäten des Bankbetriebes kennen, knüpfte 
eine Menge persönlicher Beziehungen zu anderen Lehr 
lingen, die ihm später ebensoviel Nutzen brachten wie der 
Amstand, daß er frühzeitig lernte, daraus zu achten, wie 
es in anderen Geschäften zuging. War die Ausbüdung 
nahezu vollendet und kam der feierliche Moment heran, 
wo die Einführung des Novizen in den Börsenpalast 
erfolgte, so bekam er dort bald reichlich Gelegenheit, 
praktisch zu erproben, was er von den Lehren der Bureau 
jahre profitiert hatte. Und wenn der Merkurkandidat 
nicht so wie so der Erbe eines väterlichen Geschäfts war, 
jo entschied die Umsicht und die Intelligenz, die er auf 
dem glatten Parkett der Börse bewies, über die Staffel, 
die er auf der Berufsleiter später erklimmen sollte. Da 
mals trug in der Tat jeder Banklehrling den Marschall- 
stab im Tornister, und wenn die Gehälter der Angestell 
ten auch nicht überall so glänzend waren wie in einzelnen 
^Aillionenhäusem, so konnten doch die meisten daraus 
rechnen, später selbständig zu werden, und das schon 
nötigte den Chef, seine Angestellten so zu behandeln, wie 
wan eben Männer zu behandeln pflegt, denen man 
borgen als ebenbürtigen Konkurrenten begegnen kann. 
Die durch das Börsengesetz seit dem Iahre 1896 
3anz erheblich beschleunigte Entwicklung znm Großbetrieb 
sw Bankgewerbe, die ich in den vorderen Kapiteln aus- 
ehrlich geschildert habe, hat in bezug aus die soziale 
Stellung der Bankangestellten natürlich einen ähnlichen 
Einfluß ausgeübt, wie dieselbe Entwicklung in der In-
	        
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