Gesetzentwurf ein, der die notwendigen Mittel schaften sollte zur Anlage und
Unterhaltung von Versuchsplantagen für den Baumwollbau, in denen alle ein-
schlägigen Fragen zustudieren wären. Weitere Aufgaben waren diesen Versuchs-
stationen dadurch gestellt, daß sie den Pflanzern bei dem Erwerb geeigneter
Saaten behilflich sein und solche eventuell kostenlos abgeben sollten.
Ferner war beabsichtigt, durch ihre Vermittlung zweckmäßige und wohl-
feile Einrichtungen für die Zurichtung der Baumwolle für den Verkaut zu
schaffen. So groß der Beifall war, mit dem diese Gedanken des Gesetz-
gebers begrüßt wurden, So schroff wandte sich die öffentliche Meinung
gegen die Art und Weise, wie die Mittel hierfür aufgebracht werden sollten.
Es wurde nämlich vorgeschlagen, den Einfuhrzoll auf Baumwollgarne bis
Nr. 16 engl. inkl. um 10% und auf die wichtigsten Baumwollgewebe um
Argentinische 5% zu erhöhen, um damit gleichzeitig der argentinischen Baumwollindustrie
EN eine gesicherte Entwicklungsbasis zu geben. Gegen diese Zollerhöhung
wurden im wesentlichen dieselben Bedenken geltend gemacht, wie sie analog
gegen die deutschen Agrarzölle angeführt werden, die nur einer bestimmten
Erwerbsklasse zugute kommen, und deren Nutzen für die Allgemeinheit
vielfach Zweifeln begegnet.
In Argentinien bestehen 62 Webereien, die in der Mehrzahl Wirkwaren
herstellen und die fast ihr ganzes Rohmaterial vom Auslande beziehen.
Versuche, auch die Spinnerei in Argentinien heimisch zu machen, sind
mehrfach mißglückt; zurzeit bestehen in der Hauptstadt 2 Spinereien, die
zusammen ‘ungefähr 9000 Arbeiter, meistens Frauen, beschäftigen. Es ist
mithin bereits in der Republik selbst eine zunächst noch beschränkte
Absatzmöglichkeit für die im Lande gewonnene Baumwolle vorhanden,
doch wäre zu wünschen, daß man die Industrie, anstatt sie durch
Zölle künstlich groß zu ziehen, einer natürlichen Entwicklung überließe,
die mit der Zeit nicht ausbleiben wird, wenn die Landwirtschaft nicht
mehr in dem Maße wie jetzt die vorhandenen Arbeitskräfte absorbiert und
wenn das Problem des bisher fehlenden billigen Betriebsstoffes durch die
Verwendung des Petroleums oder wohlfeiler elektrischer Kraft gelöst
worden. ist.
Argentinisehes Petroleum.
Comodoro Das. erste Petroleum in Argentinien ist am 13. Dezember 1907. in
Rivadavia. Comodoro Rivadavia bei dem Versuch entdeckt worden, das für die Ent-
wicklung der Ansiedlung notwendige Wasser zu erschliessen. Mit den
Bohrungen hatte man bereits im Jahre 1903 begonnen, die gebrauchten
Apparate reichten jedoch nur bis zu einer Tiefe von 170 m. Erst im
Jahre 1906 konnten auf Grund eines Spezialkredits von 100 000 $ Gold
verschiedene Bohrmaschinen angeschafft werden, mit denen die Aufschließung
größerer Tiefen möglich war. Eine derselben wurde ungefähr 3 km von
Cömodovo Rivadavia entfernt in Tätigkeit gesetzt und in einer Tiefe von
535 m, d.h. 500 m unter der Meeresfläche, fand man anstatt des erwarteten
166