bestehenden oder in Zukunft anzuknüpfenden geschäftlichen Beziehungen
zu lenken.
Vorbereitet würde diese Bewegung dadurch, daß man die Kenntnis der
wirtschaftlichen Werte Argentiniens in den Vereinigten Staaten verbreitete»
wozu neben der Tätigkeit der Pan-American Union das Wirken von Männern
der Wissenschaft und des Handels und namentlich der diplomatischen Ver-
treter der Union sehr viel beitrug. Hervorzuheben sind die Erfolge, die
hierbei Mr. Sherrill, früherer Gesandter der Vereinigten Staaten in Argentinien
erzielte, der in allen Haupthandelsplätzen der Union Vorträge hielt, in denen
die glänzenden Entwickelungsmöglichkeiten Argentiniens und die reichen
Gewinne, die es für Kapitalsanlagen und als Absatzgebiet‘ der Industrie in
sichere Aussicht stellt, überzeugend geschildert wurden. Ebenso wurde dann in
Argentinien für einen engeren wirtschaftlichen Anschluß an die Vereinigten
Staaten eine geschickte Propaganda eingeleitet. Dieser Zweck war der leitende
Gedanke bei der Veranstaltung der pan-amerikanischen Kongresse, er gab
Studien- Veranlassung zu den Agitationsreisen des amerikanischen Staatssekretärs Root,
Bann und kürzlich hat man es wieder verstanden, den Besuch einer Anzahl Mit-
Handels- lieder der Bostoner Handelskammer zu einer wirkungsvollen Kundgebung
kammer. für die Union auszugestalten. Die amerikanischen Kaufleute hatten als eine
Art Studienkommission die Häfen der Westküste bereist, um die mit der
Eröffnung des Panamakanals gegebenen neuen Möglichkeiten zur Ausdehnung
der geschäftlichen Beziehungen zu untersuchen, und kehrten über Argentinien
und Brasilien nach‘ den Staaten zurück. In Buenos Aires wurde die
Kommission nicht nur von Handelskreisen, sondern auch von seiten der
Behörden mit Aufmerksamkeiten überhäuft. Die Börse veranstaltete ihr zu
Ehren ein Bankett, an dem über 200 Personen teilnahmen und das durch
die Anwesenheit des Vizepräsidenten der Republik und der sämtlichen
Minister einen durchaus offiziellen Charakter erhielt. Die Presse berichtete
in der bei solchen Anlässen üblichen ausführlichen Weise über jeden Schritt
der Bostoner Handelskammer-Mitglieder, würdigte in langen Artikeln die
argentinisch-nordamerikanischen Handelsverhältnisse und brachte die Hoff-
nungen und Wünsche zum Ausdruck, die man in wirtschaftlicher Hinsicht
an den Besuch knüpfte, — kurz, die Aufnahme der Kommission ließ deutlich
erkennen, welch großen Wert man der Ausdehnung der Beziehungen zur
Union beilegt, und welch befruchtenden Einfluß man insbesondere von dem
weiteren Zuströmen des amerikanischen Kapitals erwartet.
Farquhar, Die gleiche Tendenz verfolgen die Pressnotizen, die seit Monaten auf
den bevorstehenden Besuch Farquhars hinweisen, dessen Ergebnissen man
allerdings mit großem Interesse entgegensehen kann, da das offen zutag®
getretene finanzielle Unvermögen Argentiniens, den Ausbau seiner Staat5-
bahnen selbständig und planmäßig fortzusetzen, dem amerikanischen Kapital-
konzern, den Farquhar repräsentiert, eine günstige Gelegenheit zur Erreichung
seiner bereits in unseren Mitteilungen (Heft II 1903) geschilderten Ziele zu
bieten scheint. -
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