30.000 $ Gold oder für die fünf Jahre 150 000 $ bezahlen mußten. Diese
Maßnahme sicherte den drei Gesellschaften ein freies Feld der Betätigung,
bis im Jahre 1903 die Gefrierfleischanstalt La Blanca eröffnet wurde.‘ Bis
zu diesem Zeitpunkt stand alles Vieh zu ihrer Verfügung, besonders seitdem
im Februar 1900. die englische Regierung ihre Häfen wegen der in Argen-
finien. auftretenden Maul- und Klauenseuche für lebendes Vieh geschlossen
hatte. Da La Blanca erst im Juni 1903 zu arbeiten begann, kann man sagen,
daß die drei vorgenannten Gefrierfleischanstalten volle vier Jahre hindurch
unbeschränkte Aktionsfreiheit. hatten und glänzende Gewinne erzielten, ohne
daß die argentinische Viehzucht daran einen entsprechenden Anteil gehabt
hätte. Eine dieser Gesellschaften verteilte z. B. für ein Kapital von 2 Mill.
Pesos Gold auf die gewöhnlichen Aktien 1899: 16%, 1900: 25%, 1901: 68%,
und nach Erhöhung des Kapitals um eine weitere Million im Jahre 1902:
50% Dividende, die auch nur 86% des erzielten Reingewinns ausmachte.
Die Viehzüchter, die von den drei Gesellschaften nicht die gewünschten
Preise erhalten konnten, beschlossen sich auf eigene Hand einen größeren
Anteil an dem durch die Ausfuhr ihrer Produkte erzielbaren Nutzen zu ver-
schaffen, und eine Anzahl von ihnen gründete die Gesellschaft La Blanca,
um ihr eigenes Vieh und das anderer Züchter selbst zu verarbeiten. Diese
Gefrierfleischanstalt ging 1909 in das Eigentum der Swift Packing Co. über,
wobei die Besitzer der Gründeraktien ein ausgezeichnetes Geschäft machten.
Eingreifen der Die großen Gewinne, die von den ersten Gefrierfleischanstalten zur
N Verteilung gebracht werden konnten, erregten die Aufmerksamkeit englischer
Kapitalisten, und es wurden in der Folgezeit weitere Gefrierfleischanstalten
wie die La Plata‘ Cold Storage Co., Frigorifico Argentino und die Smith-
field and Argentine‘ Meat Co. gegründet. Der Wettbewerb, den sich diese
Gesellschaften machten und die Verhältnisse auf dem englischen Markt, der
die stark gesteigerte Produktion nicht sofort aufnehmen konnte, beschränkten
die Gewinnaussichten erheblich und führten zu dem oben erwähnten Ab-
kommen. Die Folge war, daß die Zahl der verarbeiteten Rinder, die im
Jahre 1906 500 027 betrug, im Jahre 1907 auf 440 331 zurückging. Damit
sanken. auch die-Viehpreise wieder, und die Züchter konnten für die zur
Exportschlachtung geeigneten Tiere nur mehr 80 bis 90 Pesos erhalten.
Durch diese Lage der Dinge wurden die argentinischen Estancieros ungemein
geschädigt, und um die Absatzverhältnisse zu bessern, wurden nunmehr
dauernd Versuche gemacht; die englischen Häfen der Einfuhr von lebendem
argentinischen Vieh wieder zu öffnen. Jedesmal aber, wenn die eingeleiteten
Schritte Erfolg zu versprechen schienen, tauchte in der englischen Presse
die Nachricht von einem neuen Fall von Maul- und Klauenseuche in Argen-
tinien auf, ohne daß ein solcher vom Ackerbauministerium festgestellt worden
wäre, und man beschuldigte mit oder ohne Grund die argentinischen Gefrier-
fleischgesellschaften, derartige Veröffentlichungen mit der Absicht veranlaßt
zu haben, den Wettbewerb von lebendem Vieh hintanzuhalten.
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