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türlichen Begabung des Landes für die Ausbildung der Wirtschaft in Er-
scheinung. Der Reichtum an Holz und Erz, ihre hohe Qualität, die durch
die der Arbeit erhöht in der Wertigkeit der schwedischen Exportgüter zum
Ausdruck kommt, dazu der noch in den Anfängen seiner Nutzbarmachung
stehende Vorrat an weißer Kohle, das sind die Grundlagen der modernen
schwedischen Wirtschaft. Mit an erster Stelle steht aber unter ihnen der
wirtschaftende Mensch mit den besonderen Qualitäten, die ihm durch seine
Rassenzugehörigkeit eigen sind und die er weitergebildet hat im Dienst der
ursprünglicheren Wirtschaftsformen, vor allem der Landwirtschaft; denn diese
bedeutet im subarktischen Norden nie endenden Kampf gegen die Unbilden der
Natur, denen der verdrängte Wald der Naturlandschaft angepaßt war.
Daneben aber zeigt sich kaum weniger wichtig und die Richtungnahme
der Entwicklung durchaus bestimmend die Verknüpfung des Landes mit
anderen Wirtschaftskörpern und zuletzt mit der Weltwirtschaft. Landnot
im Süden trieb die Germanen nordwärts und ließ sie von den Böden des Lan-
des Besitz ergreifen, führte zur Besiedlung auch im Gebiet der unwirtlichen
Wälder Norrlands. Anregungen kultureller Art erreichen das Land in der
ganzen Folgezeit von Süden her. Die Eisenproduktion entwickelte sich
früh zu ihrer Bedeutung durch den gesteigerten Bedarf der industrialisierten
Länder Mittel- und Westeuropas. Die fortschreitende Entwaldung dieser
Gebiete regt auch den Export von Holz an, und im Rahmen des modernen
Weltverkehrs wirkt die Nachfrage holzarmer Länder aller Zonen auf die
Produktion und die Verteilung der Holzverarbeitungsfabrikate. Die Land-
wirtschaft wird in ihrer Entwicklung beeinflußt durch die gegen Ende des
vorigen Jahrhunderts sich bietende Möglichkeit, billiges Getreide aus kli-
matisch günstiger gestellten landwirtschaftlichen Überschußgebieten zu
importieren, und die Nachfrage der in den Industrieländern sich auf engem
Raum häufenden Bevölkerungsmassen wird zum Anlaß des Exports von
Qualitätsbutter, des hochwertigsten Produkts intensiver Viehwirtschaft.
Die hochwertigen Erze des Landes, die durch ihre Qualität für die Herstel-
lung von Massenfabrikaten zu teuer sind, zwingen zu weitestgehender Ver-
feinerung, die zum Absatz wieder auf den für solche Qual itätsprodukte ja nur
beschränkten Bedarf aller Länder der Erde angewiesen ist. England und die
Vereinigten Staaten sind die Hauptabnehmer für Halbfabrikate der Holzver-
arbeitung. Die Vereinigten Staaten sind die Hauptversorger mit Brotgetreide,
dazu mit England und Deutschland die Lieferanten von Textilrohstoffen und
Textilfabrikaten. Aus England kommt die Hauptmasse der Kohle. Nach
Deutschland geht der Strom der norrländischen Erze. So zeigt sich eine enge
und vielseitige Verknüpfung der schwedischenWirtschaft mit dem Getriebe der
Weltwirtschaft. Gerade diese Vielseitigkeit der wirtschaftlichen Bindungen
ist auch entscheidend für die geopolitische Lage Schwedens. Sie ergibt sich
zwangsläufig aus der natürlichen und kultürlichen Ausstattung des Landes und
der dadurch begründeten Stellung Schwedens in der Weltwirtschaft.
Cchluß LM