Die Tabakinduftrie.
$ Die Tabakinduftrie umfaßt die Herftellung von Rauch, Rau- und Schnupftabak, fowie die Fabrikation
Zigarren und Zigaretten.
In Baden feht der Tabak unter den angebauten Handelsgewächfen an erfter Stelle; die Hauptanbaugebiete
ie untere und mittlere Nheinebene einfchließlich des oberbadifchen Amtsbhezirig Müllheim.
Faft zwei Drittel (63,2 v. H.) des gefamten in Deutfchland gepflanzten Zabatks find badifhe Zabake, und es
jeltegend, daß in dem Lande, welches hinfichtlidh des Tabakbaues im Reiche an der Spige marfchiert, {ich
ine ftarfe Zabakinduftrie entwickelt haben muß. In der Zigarreninduffrie (Betriebe mit mindeftens 10 Urs
t) ingbefondere entfielen im Sahre 1924 von der Gefamtzahl der in diefem wichtigften Zweige der deutfchen
‚induftrie befchäftigten Arbeiter (134521) auf Baden allein über 40000 oder rund 30 v. H., d. h. mehr als
Te andern Bundesftaaten zufammen ohne Preußen (39121).
lus dem Gefagten geht deutlich das große voltsmirtfchaftliche Intereffe hervor, Das unfer Land an feiner
jerbreiteten Zabakinduftrie hat.
'er größte Teil des in den badifchen Landen angepflanzten Rohtabaks wird von den Fabriken verarbeitet,
fich in den wichtigften Tabakanbaugebieten niedergelaffen haben. Die Berarbeitung gefhabh von Anfang an
Hauptfache rein fabritfmäßig.
abrifgründungen find {hon früh nachweisbar. Die badifche Tabakinduftrie reicht mit ihren Anfängen bis
erfte Hälfte des 18, Jahrhundert$ zurück. ;
‘ie erften Fabrifen waren ausfchließlidh Rauch» und Schnupftabatfabhrifen, Die Pfalz war dasjenige Land,
der Tabakbau zuerft in Deutfchland Eingang gefunden hatte; es finden fih deshalb auch {ehr früh fchon in
Y Aute badifchen Zeile der Pfalz Anläufe zur Einführung der Tabakindufirie, Ausgangs des 17. und zu Anfang
„ Sahrhundert$ bereits blühte in dem ehemals Kurpfälzifchen Mannheim der Zabakhandel. Die Rohtabak-
v unterhielten eigene Spinnftuben, in denen die Pfälzer Blättertabake auf Wickel bzw. in Stränge gefponnen
in den Berkehr gebracht murden. Während des Winters waren in den Mannheimer Spinnftuben der Roh-
ändler oft mehrere Hunderte von Ortgarmen befchäftigt. Eine felbftändige Zabakinduftrie, die fertige Rauch-
Onupftabake herftellte, gab e& noch nicht; die Fertigfabrikate wurden von außerhalb des Landes bezogen.
Tabakftuben der Händler Können als die Borläufer der fabrifmäßigen Tabakinduftrie angefehen werden.
rrichtung Der erften eigentlichen Zabakfabrif in der Kurpfalz entfprang fiskalifchen Intereffen. Im Jahre
jeranlaßte der Wunfch, den erfchöpften Staatgfinanzen aufzuhelfen, die Kurfürftlidhe Regierung unter Karl
p, in der Stadt Mannheim eine Zabakmanufaktur zu fonzeffionieren, die mit dem ausfchließlidhen Privi-
des Ein- und Berkaufes von Zabak fowie mit der Fabrikation von Rauch- und Schnupftabak eine Mono-
poyredung in den Iurpfälzifchen Landen erhielt. Nach einigen Jahren der Mipwirtfchaft brach das Unternehmen
unter Hinterlaffung einer großen Schuldenlaft, die auch die Staatsfinanzen {hwer in Mitleidenfchaft z0g, zufammen;
Sanierungsverfuche unter Übernahme des Unternehmens in ftaatlihe Berwaltung Konnten feine Hilfe mehr
bringen. Nachdem unter Karl Theodor die Kurpfalz von dem verhaßten Monospolfyftem befreit worden war,
wurde in der zweiten Hälfte des 18. Sahrhundert® zu Mannheim eine Reihe von Tabakfabhrifen Fonzeffioniert,
Die wirtfchaftliche Bedeutung diefer erften Fabriken darf im allgemeinen nicht zu hoch veranfchlagt werden, doch
zählten fie damals zu den nambhafteften unter den wenigen Fabriken, die in Mannheim beftanden. So wurde im
Sahre 1752 die Tabakfabrik von Jano, Dalencon & Genthon Fonzeflioniert und im Jahre 1782 die mit befonderen
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