69
Will. Farr berechnete im Jahre 1843 eine Sterbetafel für England
und Wales auf Grundlage von Todesfällen des Jahres 1841 und der
Volkszählung des gleichen Jahres. Später folgte eine Tafel, welche
auf den Sterblichkeitserfahrungen der Jahre 1838—1844 fußte, und
1864 endlich erschien in einem stattlichen Band Life Table Nr. 3
mit zahlreichen Formeln und Hilfstafeln; durch diese Formeln und
Tafeln hoffte er seine Arbeit für Zwecke der Lebensversicherung
verwendet zu sehen, doch vergebens. Diese Tafel gründete sich auf
Todesfälle während der 17 Jahre von 1838—1854 und auf die Volks-
zählungen der Jahre 1841 und 1851. In Dänemark behandelte
E. Fenger mit Umsicht die Sterblichkeit in Dänemark von 1835
bis 1839; er benutzte hierbei die Volkszählungen der Jahre 1834
und 1840.
Die Zeit war jetzt auch reif für eine theoretische Behandlung
Jer Fragen, die durch die Volkszahl und ihre Verschiebungen auf-
geworfen wurden. Namentlich in Deutschland machte man Fort-
schritte; hier können mehrere zwischen 1868 und 1875 erschienene
Arbeiten von G. F, Knapp, G. Zeuner und W. Lexis hervorge-
hoben werden; die beiden letztgenannten Forscher benutzten mit
Vorteil stereometrische Darstellungsmethoden. KEin praktisches Er-
gebnis dieser Bestrebungen, einen Einblick in die Bewegungen der
Bevölkerung zu gewinnen, war namentlich die in betreff der Kinder-
sterblichkeit gewonnene Klarheit. Wenn jedes Kind, welches stirbt,
mit Alter, Geburts- und Todesjahr registriert wird, sind rationelle
Berechnungen der Lebensaussichten, von Wanderungen und Ver-
schiebungen von einer Gesellschaftsklasse zur anderen abgesehen,
möglich.
49. Hand in Hand nun mit der großen Entwicklung innerhalb
der amtlichen Statistik gingen die Bestrebungen, welche von seiten
der Lebensversicherungsgesellschaften namentlich zur
Beschaffung zuverlässiger Sterbetafeln entfaltet wurden. Diese Ge-
sellschaften werden gewöhnlich nicht über ein so großes Beob-
achtungsmaterial verfügen können wie die amtliche Statistik; was
jedoch an Umfang fehlte, das ersetzten Gleichartigkeit und Ge-
nauigkeit, da die Gesellschaften mit Hilfe ihrer Bücher jeden ein-
zelnen Versicherten genau vom Augenblick seines Eintritts an bis
zu seinem Austritt oder Tod beobachten können. Unter Anwendung
stets feinerer Technik wurde dieses Material für eine Reihe von
Sterblichkeitsuntersuchungen benutzt, die von großer Bedeutung für
das Lebensversicherungswesen wurden. 1829 gab John Finlaison