Habitus der geistigen Arbeiter dieser Zeit ist der, den Goethe aus-
drückt in den Worten: „Einem edlen Herrn zu dienen““, das ist
eine Aufgabe, die des Lebens wert war. Einem edlen Herrn
zu dienen — der Gedanke des Fürsstendienstes, die Ideologie
einerseits der persönlichen Treue und Hingebung an den Herrn,
und auf der andern Seite die Ideologie, daß dieser Dienst zu-
gleich Standesehre und Standesvorzug bedeutet: Treue und
Ehre sind die Grundideen der Organisation der geistigen Arbeit
auf dieser Entwicklungsstufe. Das gilt allerdings in erster
Linie von den beamteten geistigen Arbeitern jener Zeit.
In dem Maße, wie das Stadtbürgertum in der Entwicklung
fortschreitet, wie insbesondere durch die Enzyklopädisten das
bürgerliche Denken im Gegensatz zum feudalen Denken zum
Siege geführt wurde, in dem Maße bemächtigte sich auch die
geistige Arbeiterschaft im ganzen, als Stand betrachtet, der
neuen Ideenwelt. Wir sehen, daß die zweite Grundform des
modernen Staates — die republikanische neben der absolutisti-
schen — wieder in führender Weise von einer Schicht der gei-
stigen Arbeiter ausgedrückt wird; im bürgerlich-republikanischen
Staat — 1789 in der französischen Revolution und 1848 bei
uns — wird diese Schicht von selbst zur Führerin der Entwick-
lung. Wie sie seinerzeit den Absolutismus getragen hat, so
trägt sie jetzt die republikanische bzw. die bürgerlich-demo-
kratische politische Geistesrichtung.
c) Der Staatsdienst. Die bürgerliche Freiheit.
Wir treten damit in die frühkapitalistiscche Epoche ein und
sehen, daß die Studenten die Revolution mit auf der Straße
einleiten, welche hinterher die Studierten am grünen Tisch voll-
ziehen. Auch in dieser Zeit sind die geistigen Arbeiter noch Ab-
kömmlinge in erster Linie des städtischen Bürgertums, zum Teil
auch schon Bauernsöhne — ich muß es mir versagen, alles ein-
zeln durch geschichtliche Beispiele zu belegen , Arbeitersöhne
kommen nicht in Betracht, weil es ein Proletariat in so großem
Maßstabe noch kaum gibt. Daneben sind es schon in großem
Maße Abkömmlinge der eigenen Standesgruppe, Kinder von
Studierten, die studieren. Der Studierte führt seine Kinder
dem Studium zu, die Gruppe ergänzt sich aus sich selbst, was
ein wesentliches Merkmal ihrer künftigen Entwicklung zur
besonderen Klasse ist. Bis zum Jahre 1848, in der ganzen