Full text: Wert und Kapitalprofit

Man fragt also jedes Mal: bei welchem, uns hier gerade 
interessierenden Zustande kann die Konkurrenz als im Ruhezustand 
befindlich gedacht werden? Das zufällige Verhältnis der einzelnen 
Glieder und Funktionen des Systems zueinander ist realiter, kine- 
tisch, der „Realgrund“ der Tendenz zum Ruhezustande: aber rech- 
nerisch, statisch, ist umgekehrt der Ruhezustand der „Erkenntnis- 
grund“ für das statische Verhältnis aller einzelnen Glieder und 
Funktionen zu einander. Die deduktive Rechnung lautet: als 
gegeben angenommen der Ruhezustand der Gesamtfunktion, der 
Konkurrenz: wie verhält sich das einzelne Glied („Organ“) oder 
die einzelne Funktion des Ganzen? Auf diese Weise entwickelte 
z. B. Ricardo seine Theorie von der Grundrente, von Thünen 
seine Lehre von den Zonen im „isolierten Staat“, ich selbst das 
Gesetz der Wanderbewegung, sowohl in der reinen, wie in der 
politischen Ökonomie (das Gesetz vom gleichmäßig, bzw. vom 
einseitig sinkenden Druck); und auf die gleiche Weise kam wieder 
Ricardo zu der Erkenntnis, daß der „Grenzproduzent“ in der 
Statik immer von normaler Qualifikation sein muß: nicht eher 
kann die Konkurrenz zur Ruhe kommen, als bis überall, in jeder 
Produktion, die unter freier Konkurrenz steht, den „Pionieren“ alle 
Vorteile der Konjunktur, die ganzen Vorteile, und nichts als diese 
Vorteile, abgejagt sind, die sie lediglich ihrem kinetischen Vor- 
sprung verdankten: alle Vorteile heißt das; die der normalen 
Qualifikation erreichbar sind. 
Aber — es war doch eben nur eine Annäherung. So 
wichtig es war, das Problem richtig zu stellen, indem man suppo- 
nierte, daß das System seinen Ruhezustand erreicht habe, so reichte 
das doch nicht hin. Gelöst war das Problem erst in dem Augen- 
blick, in dem festgestellt war, wo das System seinen Ruhezustand 
erreicht. Das aber haben die Klassiker versäumt. 
Dieses Problem ist es mir gelungen zu lösen. Zu dem Zwecke 
brauchte ich mich nur daran zu erinnern, daß auch die Markt- 
wirtschaft ein System antagonistischer Kräfte ist. Sie ist, vom 
Standpunkt der einzelnen Wirte aus gesehen, nichts als Konkurrenz, 
von einem Standpunkt über dem Ganzen aus gesehen, nichts als 
Arbeitsteilung und -Vereinigung (ich halte die Erkenntnis dieser 
Identität, die mir erst in der fünften Auflage meiner Theorie ge- 
glückt ist, für eines meiner wichtigsten Ergebnisse. Ich glaube 
kaum, daß man es mir je bestreiten wird). Uns interessiert hier 
nur der eine Aspekt: die in der Konkurrenz sich auswirkenden 
antagonistischen Kräfte, nämlich der Inbegriff der wirtschaftlichen
	        
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