heute ab, wird das Programm wirklich ernsthaft werden. Die
Schwierigkeiten werden noch wachsen, wenn vom 1, September
1928 ab die volle Annuität von 2500 Millionen Goldmark zu
zahlen ist. Man macht sich das Problem am besten an Zahlen
klar, Heute werden, wie gesagt, unter dem Dawesplan rund 300
Millionen Goldmark transferiert, Dazu kommen etwa 400 bis
500 Millionen Goldmark für Sachleistungen, Die Besatzungskosten,
Kommissionen usw. erfordern weitere rund 200 Millionen Gold-
mark, Damit ist über die erste Annuität von 1000 Millionen ver-
fügt. Nehmen wir einmal an, diese Posten bleiben, wie sie sind,
Dann würden von der vollen Annuität von 2500 Millionen für den
eigentlichen Transfer, d, h, für den Ankauf von Devisen gegen
Reichsmark noch 1500 Millionen Goldmark jährlich in der Repa-
rationskasse übrig sein, Wenn man erwägt, daß die jährliche
Zahlung Englands zur Verzinsung und Tilgung seiner Schuld an
die Vereinigten Staaten nur 500 Millionen Goldmark ausmacht,
aber doch schon eine schwere Belastung für Budget und Währung
darstellt, so erscheint die Frage, ob das ungleich ärmere Deutsch-
land imstande sein wird, neben den Reparationsleistungen, die es
schon heute ausführt, später jährlich dreimal so viel wie England
an seine Gläubiger in fremdem Gelde zu überweisen, in einem
recht ernsten Licht.
Viele hervorragende Kenner der Volkswirtschaft sind der
Ansicht, daß die Uebertragung der deutschen Reparationsschuld
in diesem Ausmaß nicht möglich sein wird, und daß bei einem
ernsthaften Versuche des Transferkomitees, derartig hohe Be-
träge fremder Währung durch Markverkäufe anzuschaffen, die
deutsche Währung wiederum zusammenbrechen müßte, Diese
Stimmen kommen nicht nur aus Deutschland und den an der
Reparation unbeteiligten Ländern, sondern in immer größerer
Zahl auch aus den Gläubigerländern, mit Einschluß der Ver-
einigten Staaten, Mehr und mehr setzt sich in der ganzen Welt
die Ueberzeugung durch, daß letzten Endes jedes Land Zahlungen
an das Ausland, für die es keine Gegenleistung erhält, nur aus
dem Ueberschusse seiner Produktion leisten kann, das heißt nur
in Höhe des Betrages, den es in Waren oder Leistungen in däs
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