fullscreen: Die politische Ökonomie des Rentners

66 Die Werttheorie 
Preise allein ist es nicht getan, oder richtiger gesagt, man darf 
sichnicht auf die Erklärung der Preise beschränken, dennoch 
bildet die Werttheorie unmittelbar die Grundlage für eine 
Theorie des Preises. Wenn die betreffende Wertlehre die 
Preisfrage ohne innere Widersprüche löst, so ist sie richtig; 
wenn nicht, muß sie abgelehnt werden. 
Von diesen Erwägungen ausgehend, wollen wir uns der Kritik 
der Böhm-Bawerkschen Theorie zuwenden. 
Im vorhergehenden Abschnitt sahen wir, daß der Preis nach 
Böhm als Ergebnis individueller Schätzungen aufzufassen ist. 
Dementsprechend zerfällt seine „Lehre“ in zwei Teile: der erste 
Teil untersucht die Gesetze der Bildung der individuellen 
Schätzungen — ‚die Theorie des subjektiven Wertes‘; der zweite 
Teil untersucht die Gesetze der Entstehung ihrer Resultante — 
„die Theorie des objektiven Wertes“. 
2. DER SUBJEKTIVE UND DER OBJEKTIVE WERT. DEFINITIONEN 
Wir wissen bereits, daß nach den Ansichten der subjektivisti- 
schen Schule die Grundlage der sozialökonomischen Erscheinun- 
gen in der individuellen Psychologie der Menschen zu suchen 
ist; beim Preis drückt sich dies darin aus, daß die Analyse des 
Preises auf die der individuellen Schätzungen zu- 
rückzuführen ist. Vergleicht man die Böhmsche Art der Behand- 
lung der Wertfrage mit der von Marx, so wird der prinzipielle 
Unterschied zwischen beiden sofort klar: bei Marx bildet der 
Wertbegriff den Ausdruck für den sozialen Zusammenhang 
zweier sozialer Erscheinungen, nämlich zwischen der Pro- 
duktivität der Arbeit und dem Preise; dabei ist dieser Zusammen- 
hang in der kapitalistischen Gesellschaft (im Gegensatz zur ein- 
fachen Warenwirtschaft) komplizierter Natur‘. Bei Böhm ist der 
Wertbegriff der Ausdruck für den Zusammenhang zwischen der 
sozialen Erscheinung des Preises und der individuell- 
Höhe in die merkantile Praxis auf dem Markt‘ übertragen (106); dies sei 
nichts anderes als ein pseudo-prinzipieller Standpunkt — die Kehrseite der 
Vulgarität. Derselbe „Kritiker‘“ schreibt: „... ist eine allgemeine Theorie der 
kapitalistischen Wirtschaft von Nutzen? Ich glaube, ja ... Doch kann man 
auch denselben Nutzen von den einzelnen Theorien — des Wertes, des Profits, 
des Kapitals annehmen? ... Ich glaube, nein ...‘“ (289). Der tiefsinnige 
Herr Professor glaubt also, daß es möglich sei, eine allgemeine Theorie des 
Kapitalismus zu geben, ohne eine Theorie „des Wertes, des Profits, des 
Kapitals“. 
7 Wir verstehen darunter die Tatsache, daß die Preise mit dem Wert 
nicht zusammenfallen, ja nicht einmal sich um den Wert herumbewegen, 
sondern sich den sogenannten ‚„Produktionspreisen‘“ nähern.
	        
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