Full text: Die Entwickelung der Fabrikindustrie im lateinischen Amerika

Geographische Verhältnisse. 
und überschritten — als vielmehr das ununterbrochene An- 
halten der hohen Temperatur, das Fehlen von Schwankungen 
in der Jahres- und Tagestemperatur, wie wir sie in der ge- 
mäßigten Zone in den Unterschieden der Jahreszeiten und 
zwischen Tag und Nacht zu empfinden gewohnt sind. Dazu 
kommt noch als zweite Haupteigenschaft des Tropenklimas 
die außerordentliche Feuchtigkeit. 
In den Subtropen sind ähnliche klimatische Verhält- 
nisse, aber in schwächerem Maße zu finden, namentlich. ist 
hier die Feuchtigkeit der Luft‘ nur während der Regenzeit 
vorhanden und macht in den übrigen Teilen des Jahres 
einer außerordentlichen Trockenheit Platz, ebenso sind 
Schwankungen in der Jahres- und Tagestemperatur in wohl- 
tuender Weise zu fühlen. 
Betrachten wir nun zunächst die Einwirkung dieser Ver- 
hältnisse auf die Erzeugnisse des Bodens. Unter keinem 
Himmelsstrich des Erdballs entsteht eine so reiche, üppige 
und rasche Entwicklung pflanzlichen Wachstums wie in den 
Tropen. Ohne Zutun der Menschen bringt unter dem Ein- 
fluß der feuchten Wärme der Boden in verschwenderischer 
Fülle alle die Stoffe hervor, die, den eingeborenen Völkern 
zunächst als‘ Nahrung und zur Befriedigung ihrer sonstigen 
Lebensbedürfnisse dienend, durch das Hinzukommen der 
Europäer gesuchte Handelsartikel als Genußmittel und als 
industrielle Rohstoffe geworden sind. Aber gerade in dieser 
Überfülle natürlicher Gaben liegt die große Gefahr, der die 
Bewohner dieser Gegenden durchweg erlegen sind. Den 
Tropenbewohnern fehlt die Notwendigkeit, um die Fri- 
stung ihres Lebens zu kämpfen, der Natur die Bedingungen 
ihres Daseins in mühsamer Arbeit abzuringen. Die an- 
dauernde Wärme macht keine große Sorge für Wohnung und 
Kleidung nötig, die einfachsten Vorkehrungen in dieser Be- 
ziehung sind ausreichend; für Nahrung sorgt die Natur selbst, 
und damit ist dem Menschen jeder Antrieb zur Ausbeutung 
und Vervollkommnung der natürlichen Erzeugungsfähigkeit 
des Bodens genommen. ‚Die Lebensgewohnheiten der diese 
Gegenden bewohnenden Naturvölker sind die denkbar ein- 
fachsten‘ und anspruchlosesten, und der Gedanke, ihre kör- 
perliche Tätigkeit in den Dienst einer anderen Beschäftigung, 
als einer auf die Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse ge- 
richteten zu stellen, liegt diesen Naturmenschen heute noch 
fern. Die Berührung mit der europäischen Kultur hat wohl 
in die äußere Betätigung, nicht aber in den inneren Antrieb
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.