Full text: Ernährung und Schutzzoll

dort mit Zöllen bis zu 60 v. H. des Wertes belastet zu werden. 
Es ist klar, daß eine solche Zollast nur getragen werden kann, 
wenn der deutsche Arbeiter so gut wie umsonst arbeitet. Können 
und dürfen wir mit solchem Export rechnen? 
Deutschland muß um seine Ausfuhr kämpfen. 
Wie ist nun dieser Panzer im Interesse der deutschen Wirtschaft 
zu brechen? Wir müssen uns die Auslandsstaaten ansehen, um 
zu finden, wo Deutschlands Stärke liegt, nachdem wir in 
seiner starken Industrieerzeugung und der Notwendigkeit 
ihres teilweisen Exports seine handelspolitische Schwäche ge- 
funden haben. 
Deutschlands handelspolitische Stärke liegt in dem Umstand, 
daß fast alle Staaten infolge verhältnismäßig dünner Bevölte- 
rung, großen Ackerflächenraumes und meist günstigeren Klimas 
Überschuß an Agrarprodukten haben, für welche sie günstigen 
Absatz in dem stark verbrauchenden Deutschland suchen. Will 
Deutschland also das Ausland zwingen, deutschen Industriewaren 
die Aufnahme nicht untragbar zu erschweren, will Deutschland 
die hohen Industriezölle des Auslandes abbauen, so gibt es, wenn 
man sich nicht international auf völlig neuen Wegen einigen will 
(ich denke hier an die von dem früheren Reichswirtsschaftsminister 
Neuhaus kürzlich in der Börsenzeitung veröffentlichten Vorschläge 
einer Zollkonvention für Fertigwaren, nach dem Vorbild der 
Brüsseler Zuckerkonvention), nur den einen Weg, nämlich durch 
sehr hohe Agrarzölle dem Ausland den Absatz seiner Agrarerzeug- 
nisse in Deutschland so zu erschweren, daß das Ausland, um 
überhaupt den Absatz seines Überschusses an Agrarprodukten 
nach Deutschland zu ermöglichen, in den Handelsvertrags- 
verhandlungen sich zu starken Zugeständnissen in seinen Industrie- 
zöllen verstehen muß. 
f,
	        
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