Full text: Das grosse Bekenntnis zur deutschen Bodenreform

~ 12 - 
Glücklich und lange noch lebte. 
Oder ich half dem Vater 
Und dünkte mich selber groß, 
Wenn das große Werkzeug ich tragen durfte, 
Und ich war glücklich, 
Wenn mich Mutter streichelte und küßte. 
Und heut! 
Oh, ich bin klug geworden, 
So klug, 
Ich weiß, wie groß die Welt ist 
Und wie tief, 
Wie abgrundtief. 
Und wie weit es ist 
Von der Erde bis hinauf zu dem Himmel, 
Und ich sehe jetzt so viele 
Glänzende, lockende Strahlen, 
Daß ich oft nicht weiß, 
Was Stern und was JIrrlicht! 
Und ich sehe auch oft, 
Wie in das Auge des Guten 
Eine stumme Träne tritt. 
Und ich habe es gehört 
Das höhnische Lachen der Schlechten. 
Und ich frage erstaunt: 
Ja, ist denn das Leben kein Märchen?“ 
Das Haus gehörte einem Möbelhändler, für den Dein Vater 
hauptsächlich arbeitete, und so wohntet Ihr dort während Deiner 
ganzen Kinderjahre. Aber dann brach in der Gründerzeit gegen 
den Wettbewerb der Fabrikmöbel auch dieser Mittelstandsbetrieb 
zusammen; die Gesellen wurden entlassen, später auch die Hobel- 
bank verkauft, um die Miete für die Werkstatt zu ersparen, und 
Ihr begannt ein jahrzehntelanges Hin- und Herziehen durch 
Berlins Mietkasernenhöfe aller Stadtgegenden, in ihren soge- 
nannten „Wohnungen“ von Zimmer und Küche. 
Einen Lichtblick in diesem grauen Mietkasernenelend bietet 
Deinen Erinnerungen der vorübergehende Besitz eines Häuschens 
mit Garten im alleräußersten Nord-Osten, in Neu-Weißensee. 
Deine Eltern hatten es zur Rettung einer Hypothek zeitweilig 
übernehmen müssen. Für den „Mietkasernenjungen“ war dies 
ein neues Leben und eine allseitige Offenbarung: eigene Bäume, 
Büsche, Tiere und eine Tür ins freie Feld. Und der in der engen, 
Stadtwohnung von Himmer und Küche zu quälenden Müßig- 
gang verdammte Vater fand in dem Garten erfreuliche Arbeit 
in Hülle und Fülle. Um so trostloser erschien Dir aber dem- 
nächst das wiederbeginnende Großstadt-Elend. Dich ergriff ein 
Heimwehssehnen nach Natur und Garten. Wie einst Rousseaus
	        
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