Full text: Das grosse Bekenntnis zur deutschen Bodenreform

G) 
Und ein sozialer Gesichtspunkt: nämlich der, daß weder die 
Güte der Nahrung, noch die Güte der Kleidung, noch etwa 
Alkohol oder Tabak, oder Kino oder Theater, noch andere 
Bildungsansstalten, die gleiche Bedeutung für die Frage haben, 
vb jemand ein unzufriedener Proletarier oder ein Staatsbürger 
mit Staatsgesinnung ist, wie der Boden, wie die Heimstatt, 
die Wohnung. 
Mögen Sie außerhalb der Wohnung noch so edle Genüssse an 
die Menschen heranbringen: wenn sie nur einen Schlupfwinkel 
haben, und nicht ein Heim, dann können auch die edelsten An- 
regungen nicht geistig verarbeitet werden. 
Das sind die beiden großen Gesichtspunkte, die jeder sehen 
mußte, nachdem ihm die Augen von unserem Damaschke geöffnet 
worden waren. 
In unseren Großstädten vor dem Kriege hat sich diese 
Erkenntnis im allgemeinen recht wenig sichtbar gemacht. Das 
war das Unglück: als die Generation herankam, die durch 
Damaschke Verständnis für diese Fragen gewonnen hatte, und 
als wir in die Lage kamen, diese Crkenntnisse zu verwerten, 
da kam der große Krieg und vernichtete mit einem Schlage die 
Möglichkeiten, das zu leisten, was von einem reichen Deutschland 
geleistet werden konnte. Es ist tragisch, daß in dem Augenblick, 
als wir gelernt hatten, uns die Gelegenheit, das Gelernte in 
die Praxis umzuseten, zum größten Teil unter den Händen ver- 
schwand. Aber die klugen Bürgermeister sind die, die auch nach 
dem Kriege wissen, daß wieder eine Zeit kommt, in der sie 
das Gelernte verwerten können. 
Soll ich in meiner zweiten Eigenschaft, als Parlamentarier 
erörtern, was man in den Parlamenten von Damaschke ge- 
lernt hat? Da ist nicht ganz fo viel zu sagen. 
Ich selbst habe in meiner Jugend in einem Landesparla- 
ment manches verwerten können, auf das ich hier nicht zurück- 
kommen will. Dabei habe ich auch einmal eine eigenartige 
Erfahrung mit der Bodenreform gemacht. Ich habe in Wil- 
helmshaven-Rüstringen, das damals schnell aufblühte, einmal 
in einer Volksversammlung gesagt, wie falsch es wäre, daß die 
Werte, die durch die Kulturarbeit aller und das allgemeine 
Wachstum geschaffen würden, Einzelnen zugute kämen, die mühe- 
los einen fast sicheren Gewinn davon hätten. Ich war nach 
zehn Jahren, als ich wieder einmal dorthin kam, entssett, als 
mir ein wohlgenährter und wohlgekleideter Mann erklärte, nach 
der Aufklärung, die ich gegeben, habe er sofort in . Rüstringen 
in Grundstücken gehandelt + er verdanke mir fein ganzes großes 
Vermögen. 
In den Parlamenten ist die Zeit nach dem Kriege ausgefüllt 
gewesen mit schweren, oft fruchtlosen Kämpfen um die äußere 
Q
	        
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