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vft darüber gesprochen: in den Jahrzehnten, in denen die Mög-
lichk eit vorhanden war, fehlte meist die Einsicht – und als
die Einsicht kam, war die Möglichkeit oft stark beschränkt, z. T.
ganz aufgehoben. Aber ich glaube doch sagen zu können: Wenn
wir am heutigen Tage imstande gewesen wären, alles zu sam-
meln, was bei uns in den Städten und auf dem Lande, in den
Bundesstaaten und auch hier und da im Reich durch unsers
Dr. Damaschkes Arbeiten auch auf dem Gebiet der Gesetzgebung,
Verordnung und Verwaltung bereits Gestalt gewonnen hat –
es käme schon ein stattlicher Band zustande, und wir brauchten
nicht einmal das hinzuzufügen, was durch die Verbreitung der
Ideen Dr. Damaschkes in anderen Ländern geschaffen ist.
Aber nicht nur dem Wer k, sondern ich möchte, wie mein
verehrter Herr Vorredner, auch dem Manne an diesem Tage
meine Reverenz erweisen. Selten haben mich Lebenserinnerun=
gen su nahe berührt, wie die unseres Dr. Damaschke, wie er
als junger Volksschullehrer das Elend unserer Großstadt-
jugend sieht, die von Heim und Vaterland singt und beides doch
im eigentlichen Sinne des Wortes nicht hat, die in den Kasernen
der Großstadt aufwächst, losgelöst von der Mutter Erde, von
der Natur, von dem Vaterland, die keine richtige Vorstellung
von diesem allem gewinnen kann, weil kein Stückchen davon
mit ihrem Leben, ihrem Gemüt verknüpft ist. Darauf den Fin-
ger gelegt zu haben, und an Geist, Verstand und der Mitbürger
Herz appelliert zu haben, das hat ihm schließlich in langen,
mühseligen Kämpfen Anhänger aus allen Parteien zugeführt.
Schwer und lang ist sein Weg gewesen. Manches Blatt seiner
Erinnerungen zeugt davon, wie auch hier die alte griechische
Erzählung gilt, daß, wenn eine neue Wahrheit entdeckt wird,
erst hundert Ochsen geschlachtet werden müssen, ehe sie in die
Virklichkeit umgesetzt werden kann.
Vir sehen eine lange Reihe von Anfechtungen und Verfol-
gungen aus den Kreisen derjenigen, die doch auch ihrem Land
und ihrem Volk dienen wollten, und die eigentlich mit offenem
Herzen und Händen die Lehre hätten aufnehmen müssen, die
mehr als alles andere Volk und Vaterland miteinander ver-
knüpft.
. Hieber Herr Dr. Damaschke, wenn ich eins wünschen kann,
so ist es das: möge es Ihnen nuch weiter vergönnt sein, jetzt,
da die Zeit reifer ist, uns in den Fragen der Bodenreform weg-
weisend und tatkräftig voranzugehen. Ich schließe mit der Hoff-
nung, daß, wenn ich in 10 Jahren zu Ihrem siebzigssten Ge-
burtstage zur Technischen Hochschule .wandere, ich dann den
großen Band deutscher Bodenreformgesetze mitbringen kann, den
ich heute noch nicht bei mir habe. Also vorwärts auf der bis-
herigen Bahn!
§».