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Reichstagsabgeordneter Morath (Deutsche Volkspartei):
Hochverehrter Herr Dr. Damaschke, sehr geehrte
Damen und Herren!
Die Reichstagsfraktion der Deutschen Volkspartei hat eine
Abordnung von Fraktionsfreunden entsandt, in derem Auftrage
ich Ihnen unsere Glückwünsche ausspreche. Auch ich will das
Parteipolitissche abstreifen, ganz im Sinne der Worte, die eben
unser allverehrter Herr Reichstagspräsident zu Ihnen gesprochen
hat. Das ist ja auch das Schöne und Große an diesem Ehren-
tage, daß wir alle dem Gefühl Ausdruck geben können: Vor
Damaschke und seinem Werk neigen sich alle Parteifahnen, vor
ihm bestehen keine Parteiuntersschiede.
Meine verehrten Damen und Herren! Eins war mir an dem
Auftrage unbequem, nämlich, daß ich einem 60 jährigen gratu-
lieren soll. Auf eine Feier aus solchem Anlaß hat unser junger
Jubilar keinen Anspruch.
Nein, was diesem Tage seine Bedeutung gibt, ist das uner-
hört große und schöne Lebenswerk, mit dem er seine Zeit aus-
gefüllt hat. Ich habe mich so manches Mal gewundert, daß der
Gedanke der Bodenreform nicht viel mehr in unseren elenden
Tagen unsere deutsche Jugend begeistert, wie er einst viele von
uns in jungen Tagen begeistert hat. Ich erinnere mich noch, wie
mir mein alter Freund und Berufskollege Lubahn, damals selbst
kaum zwanzigjährig, dem Zwanzigjährigen zum erstenmal die
Gedanken der Bodenreform vortrug, und mir zum Schluß sagte:
„Lieber Kollege, es gibt nur zwei Sorten Menschen in Deutsch-
land, die einen, die Damaschkes Gedanken verstehen und ihm
anhängen, und die anderen, die überhaupt nichts verstehen! Ein
Zwanzigjähriger hat das Recht zu solchem Urteil.
Inzwischen hat das Werk seinen Fortgang genommen und
auch an Ehrungen hat es unserem Jubilar nicht gefehlt. Er
ist bereits seit längerer Zeit Ehrendoktor der Rechte und heute
ist er auch Doktor der Theologie geworden. Ich fasse diese
Ehrung sv auf, als wollte die theologische Fakultät Gießen damit
sagen, Damaschke ist des deutschen Volkes Seelsorger. Eine
Ehrung wird noch kommen! Der Mann, der in seinem grund-
legenden Werk den Say geprägt hat: die Vorausfetzung für alles
gesunde Gemeinschafts- und Staatsleben ist die gesunde Familie,
die gesunde Familie aber ist nur in gesunder Heimstätte möglich,
der muß auch noch Dr. k. e. der Staatswisssenschaften werden.
Freilich mag an diesem Tage auch unser Jubilar daran
denken, wie weit der Weg zum Ziele noch ist. Aus beredterem
Munde haben Sie gehört, wie vieles gerade noch in den deutschen
Parlamenten zu tun bleibt. Manches trennt uns noch vom Ziel.