Full text: Das grosse Bekenntnis zur deutschen Bodenreform

44 
Hauses heraus und rief in die Dunkelheit, in die stöhnende, 
klagende, jammernde Menschenmenge hinein: Hört mir zu, seht 
meine Fackel, folgt mir! 
Aber die Masse trottete, schimpfte, lärmte weiter und folgte 
nicht. Die Fledermäuse indessen, die ein feines Auge hatten für 
beginnende Lichter, wurden aufmerksam; sie merkten früher als 
die anderen, was jenes Licht bedeutete, und sie versuchten zu- 
nächst, gegen den Fackelträger anzustürmen und ihm die Fackel 
aus der Hand zu schlagen. Als dieser Flug der Fledermäuse 
nicht gelang, fing man die zweite Methode an, die man auch seit 
Jahrhunderten kennt. Man diskreditierte den Fackelträger, den 
Bringer der Wahrheit und rief: Lauft doch nicht diesem Licht 
nach, es ist ja ein Irrlicht! Wer trägt es denn; wer ist das über- 
haupt, der gegenüber allen bisherigen wissenschaftlichen Grund- 
sätzen eine neue Wahrheit predigen will, der trotg aller medizi- 
nischen, theologischen und staatsrechtlichen Fakultäten erklären 
will, er könne die richtige Diagnose stellen?! Ein Volks - 
s<ullehr er! ~ Er will klüger sein, als alle anderen, als 
die Fakultäten, die Parlamentarier – und außerdem und 
übrigens, und das ist das Schlimmste, ist er auch noch aus 
Berlin! (Große Heiterkeit.) Was kann daher Gutes kommen? 
~ Sv ging es viele Jahre hindurch. Wir wissen es alle. Bis 
neue beherzte Männer zu Fackelträgern wurden, bis es endlich 
heller wurde und endlich die Zeit herankam, in der man von 
den Dingen reden konnte, ohne etwa als „umstürzlerisch“ oder 
als „antinational“ bezeichnet zu werden oder wie alle die mehr 
oder weniger blöden Vorwürfe lauten, mit denen man auch heute 
noch hausieren geht. Daß es möglich war, diese Bataillone 
und später diese Armee von Fackelträgern zu sammeln, verdanken 
wir der eisernen Energie des Mannes, der heute seinen 60. Ge- 
burtstag feiert und nun auf jene Jahre des Kampfes, der 
Finsternis, des Nebels in wehmütiger, aber auch in froher Er- 
innerung zurückblicken kann. 
Er konnte das vollbringen, weil er auch die seltene Gabe 
besaß, seine Gedanken in Schriften volkstümlich darzustellen. 
Auch da kamen die „Klugen“ und sagten: „Das soll Wissenschaft 
sein?! Das versteht ja jeder gleich, wenn er es liest!‘“ (Große 
Heiterkeit!) Wissenschaft, das sind auf Stelzen gehende Sähez; 
Wissenschaft ist eine Vielheit von Fachausdrücken; Wissenschaft 
ist ein Buch, in welchem das eigentliche Thema erst in der 
zweiten Hälfte beginnt. 
Das war und ist ja gerade die größte Kunsst: Schwere Pro- 
bleme gemeinversständlich, faßlich und lichtvoll so darzulegen, daß 
auch der Arbeiter, der Angestellte versteht, was er mit glänzen- 
den Augen liest bis zu Ende, um dann auszurufen: „Ja, das ist 
d er Weg zur Freiheit!“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.