nicht mit billigen Reden im luftleeren Raum, sondern in Fragen
höchster Lebensnotwendigkeiten Männer wie Loebe und Mumm,
wie Koch, Joos, Peus, Morath, und wie die Bannerträger
der verschiedensten Parteien alle heißen, doch ehrlich zusammen-
stehen können! Ja, daß ein solcher Abend möglich ist + nicht
um meinetwillen, das versteht sich ja von selbsst, sondern um der
einen Wahrheit der Bodenreform willen + das erschließt so große
Hoffnungen für die Zukunft unseres Volkes, daß ich in der Tat
diese Stunde als eine glückliche erlebe. Denn das ist ja die Angst,
die mich sonst manchmal packt, daß die großen peolitischen
Rechte der neuen Reichsverfassung eine Quelle der Fäulnis und
des Verderbens werden müssen für unser Volk, wenn diese Rechte
nicht getragen werden von einem staatsbürgerlich und volks-
wirtschaftlich durchbildetem Volk, das selbständig ein Urteil
wenigstens über die großen Richtlinien seiner Entwicklung fin-
den kann und das vor allen Dingen weiß: Parteien sind not-
wendig, wenn nicht Erstarrung oder Versumpfung des geistigen
Lebens eintreten soll + aber über allem Parteikampf gibt es große
gemeinsame Aufgaben, die eine Schicksalsgemeinschaft wie unser
Volk auch gemeinsam durchführen muß, ohne sich dabei hemmen
und hindern zu lassen durch Parteischlagworte, durch die schlaue
Interessentenschichten es künstlich auseinanderzureißen suchen.
Noch an keinem Bundestag war möglich, was wir heut erleben
durften, selbst nicht vor 10 Jahren in der großen Stunde in
der Landwirlssschaftlichen Hochschule. Ja, das ist es, was glück-
selig machen kann; denn das allein gibt ja die Bürgschaft, daß
auch unser Volk einmal staatsbürgerlich so reif werden wird,
daß es seine großen Lebensfragen so behandelt, wie sie be-
handelt werden müssen und nicht, wie sie heut noch vielfach auf
dem Markt des Alltags lärmend hin und her getragen werden.
Ach, wie viele Erinnerungen sind bei den Reden heut Abend
in mir aufgestiegen! Und alle die Bilder persönlicher Art.
O, wer 35 Jahre einen Weg mit sehenden Augen geht, der
trifft manchen Genossen. Manche, die schon abberufen sind,
möchte ich doch lebendig erhalten in meinen Lebenserinnerungen,
und auch von denen, die heut noch mit uns gehen, hoffe ich ein-
mal zeugen zu können. Aber nicht heute abend. Wir wollen
diesen Abend beschließen und wir tun es, wie wir noch jeden
großen Bodenreformabend beschlossen haben, indem wir noch
einmal an das Vaterland denken, dem wir uns alle in seiner
Nut und seiner Niedrigkeit mit doppelt heißer Liebe verbunden
fühlen, an unser Vaterland, dem all unsere Arbeit, all unser
Opferr und Hoffen zulegt doch gilt, an das deutsche Vaterland,
das durch unsere Treue auch ein gesegnetes deutsches Kinder-
land werden soll: Unser Vaterland, es lebe hoch! (Die Riesen-
versammlung stimmt begeisstert ein!)
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