ein lebens fähiger Bund arbeitsfreudiger Män-
ner und Frauen entstand. Die Bodenreformlehre wurde
unter seinen Händen zu einem sittlichen Postulate für ihre
Anhänger, zu einer Pflichtssache für jeden einzelnen, an
seiner Stelle dafür einzutreten, daß, wie die Formel. vom April
1898 lautet, der Boden unter ein, jeden Mißbrauch ausschlie-
ßendes Recht gestellt werde.
Nicht der Umstand, daß eine Wahrheit erkannt und offen
ausgesprochen wird, macht sie fruchtbar, sondern, daß sie sich zum
Mittelpunkt einer wirksamen Propaganda auswächsst. Dieser
Raum, meine Damen und Herren, kann Zeugnis ablegen von
dem unermüdlichen systematischen Streben unseres Führers,
allmählich alle Zweige unseres öffentlichen Lebens in den
Kreis seiner Einwirkung zu ziehen, mochte es sich nun um kolo-
niale Siedlung, um das Erbbaurecht, die Enteignung, die Ver-
wertung von Bergbauschätzen, Finanzreform, Hypotheken oder
Bauhandwerk handeln. Das sind nur einige wenige Schlag-
worte; sie zeigen aber, wie die Boden- und Steuerpolitik der
Gemeinden, überhaupt die ganze Auffassung von den Pflichten
und Befugnissen des Staates sich in den Brennpunkt einer
einheitlichen Weltanschauung stellen lassen. Notwendigkeit und
Wert der Erscheinungen des öffentlichen Lebens wurden Ge-
nossen an den Forderungen der Bodenreform; ihre Lehren
wurden das Mittel zur staatsbürgerlichen Erzie-
h un g und Bildung des Volkes.
Männer aller politischen und religiösen Schattierungen sam-
melten sich unter diesem Banner; unter ihm wurde der Beweis
geliefert, daß sstaatsbürgerliche Probleme, losgelöst von Bedenken
und Hemmungen parteilicher Rüctsichten, erwogen und ihrer
Lösung zugeführt werden können. In dem Kreise der Boden-
reformer herrscht Bur gf ri e d en. Was als Wahrzeichen der
großen Zeit, in der wir heute leben, gepriesen wird –+ unser
Bund hat seine Segnungen von jeher erfahren!
Auch in anderer Beziehung erkennen wir in diesen Tagen,
wie unser Bund die Gegenwart hat vorbereiten und schaffen
helfen. Wenn heute die Lebensmittel, die zum Dasein unseres
Volkes unentbehrlich sind, unter ein Recht gestellt werden, das
Wucher und Spekulation ausschließen soll – was, meine Damen
und Herren, ist das denn als in anderem Gewande unsere For-
derung, daß der Boden, der der Nation und jedem einzelnen
unentbehrlich ist, wie Licht und Luft und Nahrung und
genau denselben Mo nop olcharakter trägt, wie die Feld-
frucht in einem auf allen Seiten abgesperrten Lande, dem
Mißbrauch entzogen werden soll!
Stets hat weiter unser Bund darauf hingewiesen, daß der
Wertzuwachs des Bodens in erster Linie durch Faktoren herbei-
JP