23
er meistens bei dem, der verkauft, oder verkaufen
musste, trotz der Befriedigung an sich, einen
Käufer überhaupt gefunden zu haben, doch ein
Gefühl des mehr oder weniger starken Unbeha
gens aus, denn der Verkäufer glaubt sich meistens
übervorteilt. Es liegt in der Stellung des Käufers,
dass seine Tätigkeit bei Ausübung eines erfolg
reichen Preisdruckes naturgemäss keine Sympa
thien auslösen kann. Immerhin handelt es sich
hier um kaufmännisch einfache Transaktionen,
Geschäfte, die durch Handschlag oft erledigt
werden usw.
Im Mittelstand und in den Geschäften höherer
Oidnung in Industrie und Handel, im Bankwesen
ist das Geschäft ein Intelligenz- und Geldkampf.
Hier handelt es sich sehr oft um ein verwickeltes
Spiel mit allen raffinierten Kniffen.
Der Antisemitismus ist wohl kaum, wie von
jüdischer Seite vielfach angenommen wird, eine
Mache, ein Kunstprodukt, er ist vielmehr doch
eine sehr ernste wirtschaftspolitische Er
scheinung, und es entsteht die Frage, ob das
Judentum selbst nicht doch in der Lage ist, sie
zu beseitigen oder auszugleichen?
Auf wirtschaftspolitischem Gebiet bildet die so
genannte Mittelstandspolitik das traurigste Ka
pitel. Es handelt sich um den Kampf der durch
grosse Geldmittel bewegungsfreien Intelligenz
gegen die durch Mangel an Geld gebundene
Intelligenz des Mittelstandes, um den Kampf des
konzentrierten Kapitals, das alle Hilfsmittel, die
irgend erreichbar sind, in seinen Dienst stellen
kann.
Der jüdische Unternehmungsgeist, der rastlose
Fleiss, das Eingehen grösserer Risiken, die Vor
liebe für rein finanzielle Operationen, treiben
aber über den Mittelstand hinaus. Zahl
reiche Millionen wirtschaftlich selbständiger Exi
stenzen glauben sich daher tatsächlich durch jü
dischen Unternehmungsgeist, durch die an Um
fang und Kraft täglich wachsenden Konzentra-
tions- und Aufsaugungsaktionen, in ihrer Existenz
bedroht.
Während wir nun in der proletarischen Bewe
gung die Erscheinung haben, dass jüdische Intelli
genz sich in den Dienst der Bewegung gestellt
hat, sind im Kampf des selbständigen Mittelstandes
um seine Existenz, die jüdischen Streiter unzu
reichend vertreten. Die jüdische Intelligenz steht
vorwiegend auf der gegnerischen Seite, die Ver
teidigung der Mittelstandsinteressen liegt fast
allein in den Händen von Männern, die das Juden
tum als einflussreichsten und grössten Gegner
aus wirtschaftspolitischen Gründen bekämpfen.
Wir stehen hier anscheinend vor der Erschei
nung einer falschen Richtung, in der jüdische In
telligenz sich betätigt. Es erscheint nun sehr
wahrscheinlich, dass, wenn heute jüdische Intelli
genz sich in grösserem Umfange in den Dienst
der Mittelstandsinteressen stellen würde, um
Organisationen schaffen zu helfen, die den Mittel
stand unter den veränderten Verhältnissen gegen
über der überlegenen Kapitalsmacht wett
bewerbsfähig zu machen, sich wohl ein erheblich
anderes Bild ergeben würde. Der Mittelstand,
die wichtigste Tragsäule jedes Staatsgebildes,
ist auch heute unbedingt lebensfähig und den
neuzeitlichen Forderungen anpassbar; er wird
aber mit Gewalt durch die Uebermacht des
Kapitals totgeschlagen. Die jüdische Ueberlegen-
heit liegt in der Vereinigung von Geld und Intelli
genz. Man braucht nur an die Grossbanken zu
denken, die durch ihr geschicktes und erhebliche
praktische Vorteile bietendes Depositenkassen-
System, dem Mittelstand das Geld abnehmen und
es in Warenhäusern, Terraingesellschaften und
Grossbetrieben verschiedenster Art anlegen, um
auf diese Weise dem Mittelstand die gefährlichste
Konkurrenz zu machen, weil Mittelstandsbanken
etc. fehlen.
Politisch betätigt sich dasjudentum vorwiegend
im Liberalismus. Das ist aber vielleicht ein
Grund, warum der politische Liberalismus nicht
dazu kommt, intensive Mittelstandspolitik zu
treiben, weil viele jüdische Liberale gross
kapitalistisch doch stark gebunden sind. Der
Antisemitismus ist also eine wirtschaftliche Er
scheinung. Kulturell ist es gewiss sehr be
dauerlich, dass wertvolle, produktive Glieder eines
Staatswesens, die kulturell bedeutende Dienste
leisten, in eine Ausnahmestellung gelangt sind,
von einem sehr erheblichen Teil der Bevölkerung
als fremde Elemente, denen man sich feindlich
gegenüberstellen zu müssen glaubt, empfunden
werden.
Man kann diese schwerwiegende Frage an
fassen, wo man will, eine Prüfung scheint immer
zu ergeben, dass es sich hier um eine wirt
schaftliche Erscheinung, vorwiegend um die
Erhaltung des wirtschaftlich selbständigen Mittel
standes, handelt. Nun macht aber der jüdische
Kaufmannsstand doch selbst einen nicht unbe
trächtlichen Teil des selbständigen Mittelstandes
aus, fürchtet sich aber trotzdem, eine energische
Stellung gegen das Grosskapital einzunehmen,
wo es mittelstandszerstörend wirkt. Und so ergibt
sich hier der kritische Punkt für das Problem.
Die Mittelstandsbewegung ist heute bedauerlicher
weise z. T. eine antisemitische Bewegung, sie
musste es notgedrungen werden. Der Kampf
um die Erhaltung der wirtschaftlichen Selbst
ständigkeit hat keinen festen Boden im politischen
Liberalismus, vielleicht zufolge des erheblichen
jüdischen Einflusses.
Das Mittelstandsproblem darf aber weder ein
antisemitisches, noch ein jüdisches Problem, son
dern muss ein rein wirtschaftliches sein, zu dessen
Lösung die jüdischen Glieder des Mittelstandes in
völliger Unabhängigkeit ihre Intelligenz und
ihre wertvolle Arbeit stellen müssen, weil sie
unentbehrlich sind. Es reichen sich einmal der
christliche und jüdische Kaufmann ehrlich und