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Deutschland besteht also, abgesehen von dem bayerischen 
Nebengebiet, aus einem Theile, der durch seine Produktions- und 
Consumtionsverhältnisse auf die Getreideausfuhr, und einem anderen, 
der auf eine noch grössere Getreideeinfuhr angewiesen ist. Aber 
die Lage dieser beiden Theile gegeneinander ist keineswegs eine 
solche, dass der Ueberschuss des einen am zweckmässigsten zur 
wenigstens theilweisen Ausgleichung des Mehrbedarfs des anderen 
verwendet werden kann. Die Küstenlage des Ausfuhrgebietes und 
die Richtung seiner Ströme lassen es vielmehr am naturgemässesten 
erscheinen, dass der Getreideüberschuss seewärts ausgeführt werde, 
besonders nach dem Lande, das wegen seines ausserordentlich 
grossen Bedarfs an Weizen wenigstens für diese Körnerfrucht als 
der eigentliche Weltmarkt erscheint, nach England. Anderer 
seits aber kann der Westen seinen Einfuhrbedarf am leichtesten 
über Rotterdam und Antwerpen beziehen, unter Benutzung der 
wichtigen Wasserstrasse des Rheines und günstiger Eisenbahnver 
bindungen. Durch die Getreidezölle aber sind diese Verhältnisse 
wesentlich verschoben worden. In Folge der immer, wenn auch 
in wechselndem Betrage bestehenden Vertheuerung des inländischen 
Preises über den Freihandelspreis war das Ausfuhrgebiet nicht mehr 
im Stande, seinen Weizen auf den auswärtigen Markt zu bringen, 
sondern musste immer ausschliesslicher in dem deutschen Einfuhr 
gebiet Absatz für denselben suchen. Hier aber stösst es auf die 
Concurrenz des über die niederländischen Häfen eingeführten russi 
schen und amerikanischen Weizens und die Preisbildung findet 
unter Bedingungen statt, die für die ostdeutschen Mitbewerber wenig 
günstig sind. Denn es fällt ihnen der Betrag zur Last, um welchen 
der Iransport des Getreides aus den östlichen Provinzen nach dem 
Rheine theuerer ist, als der aus den holländischen und belgischen 
Handelsplätzen nach demselben Markte. Wenn also der Zoll zeit 
weise am Rheine zur vollen Wirkung gelangt und der Weizen z. B. 
in Rotterdam 150 Mark, in Mannheim aber 210 Mark die Tonne 
kostet und die Transportkosten von der ersteren zur letzteren Stadt 
10 Mark betragen, so wird, wenn der Transport von Danzig nach 
Mannheim 20 Mark kostet, der Weizen des östlichen Ausfuhrgebietes 
bei gleicher Qualität höchstens den Preis von 190 Mark erzielen 
können. Immerhin aber üben die Zölle auch in den östlichen Pro-
	        
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