Full text: Völkerbund, Die Weltwirtschaftskonferenz

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Schlußvemerkungen hierbei geleitet von dem richtigen und fruchtbaren Ge- 
Die in den acht Jahren nach dem Kriege gemachten Er- danken der gegenseitigen Abhängigkeit der Nationen 
ahrungen haben die auffallende Tatsache erwiesen, daß, wie der Gruppen, aus denen die Nationen bestehen. 
sbgesehen von dem eigentlichen Kriegsgebiet, die durch ., In Ihren Erörterungen und in Ihren Berichten ist 
en Krieg veranlaßten Stbrungen unendlich schwer- die Solidarität der Menschheit immer deutlicher und 
viegender waren als die eigentlichen Zerstörungen. Die ntscheidender hervorgetreten. ! . 
jauptschwierigkeit besteht jet weder in einem Mangel r Streben war es, der Masse die Verbesserung ihrer 
n natürlichen Hilfsquellen noch in einem Mangel an der materiellen und damit ihrer ideellen Lebensbedingungen 
u ihrer Ausbeutung erforderlichen menschlichen Energie. IU erleichtern. Aber Ihr Werk kann sich nur als wirksam 
die Schwierigkeit beruht in der einen oder anderen Form Erweisen, wenn die Völker selbst Ihre Empfehlungen 
ets auf einem Mißverhältnis, sie ist keine Folge un- Durch ihr Interesse und ihre Macht unterstüten. 
jenügender Produktionsmöglichkeit, sondern dadurch ver- Unsere Arbeit wird ohne die Unterstüzung aller derer, 
nlaßt, daß eine Reihe von Hindernissen der vollen Aus- denen sie galt, erfolglos sein. ; . 
‘ußung dieser Möglichkeit im Wege steht. Die hauptsäch- „ Die Welt muß nicht nur den inneren Wert Ihrer 
;chsten Hindernisse einer wirtschaftlichen Wiederbelebung Arbeit begreifen, sondern auch vor allem die Tragweite, 
baren die Hemmnisse, die der freien Bewegung von den Nuten und die entscheidende Bedeutung dieser 
Irbeit, Kapital und Waren entgegenstande. Arbeit für ihre eigene Wohlfahrt erkennen. ' 
Die Beseitigung dieser Hemmnisse mit dem doppelten Vir haben loyal an der Erhaltung des Wirtschafts- 
ziel, die Produktion anzuregen und die Freiheit des friedens, von dem tatsächlich der politische Frieden ab- 
\andels wiederherzustellen, erfordert gemeinsames inter. Vängt, gearbeitet. ; 
iationales Vorgehen. Die erste Aufgabe obliegt vor alem , Wir sind eine Versammlung von Menschen, die das 
en Produzenten, die in gemeinsamer Arbeit wissenschaft- Leben mit der Wirklichkeit in Berührung gebracht hat, 
he Methoden, wie z. B. Vereinfachung und Normung die zwar immer rauh ist und oft enttäuscht, in der aber 
ur Vermeidung von Wertverlusten, fördern müssen. Eine lets, früher oder später die Wahrheit durchdringt. 
‘otwendige Vorarbeit in dieser Beziehung ist die Samm- ,, Unser Rat und unsere Empfehlungen werden voraus- 
ung und periodische Veröffentlichung von Nachrichten sichtlich nicht sofort in dem Maße, wie wir es wünschen, 
ber die Produktion und ihre Faktoren, die ausgiebiger, befolgt werden. Große Bewegungen begegnen oft 
regelmäßiger, einheitlicher und besser vergleichbar sein Anfangs vielen Schwierigkeiten. Äber wir sind überzeugt, 
qüßten. Die zweite Aufgabe obliegt mehr den Regie- daß unsere Arbeiten auf wahren Grundsäten und auf 
ungen, die durch verständnisvolle Mitarbeit der Unter- dem Vorsatz beruhen, nach besten Kräften den Frieden 
'ehmer, Arbeiter und Verbraucher angeregt und unter- und das Wohlergehen der Welt zu fördern. 
tüttt werden müßten. Das gilt vor allem für Europe. . Indem wir dem Rufe des Völkerbundes, der das 
Vie die Entschließung besagt, ist es wesentlich, daß »die brennende Verlangen aller Nationen nach Frieden und 
‘änder alsbald Maßnahmen treffen, um die Zollschranken Yirtschaftlicher Gesundung richtig erkannte, folgten und 
ufzuheben oder zu senken, die den Handel fc<hwer beein- nach Genf kamen, wollten wir fruchtbare Arbeit leisten. 
sächtigen, wobei mit den Zöllen zu beginnen ist, die zur Heute haben wir das erste Stadium vollendet und 
3ekämpfung der durch den Krieg verursachten vorüber. können mit Recht stolz sein auf das, was wir geleistet 
ehenden Störungen eingeführt worden sinde. Es ist Haben. Wir dürfen jedoch nicht vergesssen, daß unser 
vesentlich, daß ein neues Gefühl der Sicherheit zu einer Erfolg von dem Maße unserer Beharrlichkeit abhängt. 
serminderung der in hohem Maße unwirtschaftlichen Ich möchte hier einen dringenden und feierlichen Appell 
cle tte Euchtlcti'svr Düsttatekt tue Stent kr die an unfewwre Verte mügc rte term der üer 
utarkie zwei von den zahlreichen Beispielen für die Be- ferenz teilgenommen haben. Durch die Formulierung 
ehungen zwischen wirtschaftlichem Wiederaufbau und und Annahme unserer Empfehlungen übernahmen wir 
sicherheit. Es gilt wohl besonders für Europa, ist aber die ernste moralische Verpflichtung, die Wahrheiten, die 
uch für die Welt im allgemeinen zutreffend, daß ohne vir feierlich verkündet haben, zu verbreiten, zu verteidigen 
rertrauen auf Bestand des Weltfriedens eine Prosperität, und ihren Sieg zu sichern. Sie werden sich schießlich 
e der tatsächlichen Erweiterung der Produktionskapazi- durchsetzen, wenn auch zweifelsohne nur allmählich und 
t nach dem Kriege entspricht, nicht erreicht werden kann. schrittweise. Wenn wir zu den Pflichten des Alltags 
, Das sind in kurzer Zusammenfassung die Ergebnisse zurückkehren, müssen wir versuchen, diesen Wahrheiten 
and Entschließungen der Konferenz. Um sie voll zu wür- dauernd einen Teil unserer (Gedanken und unserer Arbeit 
digen, müßte man sie im Wortlaut, der allein maß- zu widmen. . 
gebend bleibt, studieren; insbesondere ist es nicht möglich, Nach dem schrecklichen Elend, das Europa durch- 
die wichtigen Empfehlungen, die im Inhaltsverzeichnis gemacht hat und desssen Nachwirkungen in der ganzen 
und in den Überschriften sich finden, kurz zusammen- Welt verspürt wurden, können wir nicht erwarten, daß die 
zufassen; sie müssen in ihrer vollständigen Fassung ge- Ordnung wie durch ein Zauberwort wiederhergestellt wird 
lesen werden. Ob wir oder die, die nach uns kommen die Früchte 
Nachdem wir nun in unsern Entschließungen die Grund- unserer Arbeiten ernten, wir sind jedenfalls von dem festen 
[ätze, auf denen die Wirtschaftspolitik aufgebaut werden Entschluß beseelt, unsere Anstrengungen mit denen un- 
sollte, niedergelegt haben, müssen wir uns fragen, ob sserer Freunde zu vereinigen, die unsere Hoffnungen, 
unsere Arbeiten beendet sind. Sicherlich ist das nicht der unseren Enthusiasmus und unsere Ideale teilen. 
Jall; ich könnte sogar sagen, daß unsere Arbeiten kaum Wir wissen, daß die Zeit kommen wird, da die Mensch- 
begonnen haben. heit durch unser Werk glücklicher sein wird. 
Sie haben den ersten Teil Ihrer Aufgabe beendet, Und das allein, meine Damen und Herren, berechtigt 
ndem Sie die Grundsäte aufstellen, und Sie waren uns, stolz auf das zu sein, was wir geleistet haben. 
E) 4718. 27. 11a 2. 
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